DGINA verlässt SmED-Beirat

Berlin – Auch die Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) verlässt den Beirat „Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland“ (SmED). Grund sind Differenzen mit dem Zentralinstitut für Kassenärztliche Versorgung (Zi) über die Einführung eines softwarebasierten Ersteinschätzungssystems auch in den Notaufnahmen der Krankenhäuser. Zuvor hatte bereits der Marburger Bund seinen Rückzug aus dem Beirat verkündet.
Zum Rückzug der DGINA aus dem Beirat erklärte Harald Dormann, Mitglied des Beirats und DGINA-Vorstand: „Zum jetzigen Zeitpunkt hält es die DGINA nicht für erforderlich, ein derartiges System auch für den Tresen der Notaufnahmen zu entwickeln. Dort werden nämlich bereits validierte Ersteinschätzungssysteme angewandt.“
Die DGINA befürchte zudem, dass aufgrund des politischen Drucks, das Ersteinschätzungssystem auch in Krankenhäusern einzuführen, wissenschaftliche Kriterien nicht ausreichend berücksichtigt würden und dass die Diskussion zur Ersteinschätzung am Tresen nicht ergebnisoffen geführt werde.
Die DGINA warnt auch davor, ein System zur Patientensteuerung in Versorgungsebenen vor einem Arztkontakt einzuführen, bevor die entsprechenden Versorgungsstrukturen nicht klar definiert sind. Dies würde die Patientensicherheit gefährden.
„Der Rückzug aus dem Beirat bedeutet nicht, dass sich die DGINA der Weiterentwicklung von Ersteinschätzungssystemen verschließt – im Gegenteil. Wichtig ist aber, dass die Patientensicherheit und eine gute notfallmedizinische Versorgung gewahrt bleiben“, erklärte DGINA-Präsident Martin Pin.
Man bedanke sich ausdrücklich für die bisherige konstruktive Zusammenarbeit bei der Entwicklung von SmED für den ärztlichen Bereitschaftsdienst am Telefon unter der Nummer 116117.
Die DGINA will die Diskussion zu den Herausforderungen der Notfallversorgung mit allen Beteiligten weiterführen und diese auf eine „thematisch breitere Grundlage“ stellen. Daher werde die notfallmedizinische Fachgesellschaft in Kürze zu einem Runden Tisch Notfallversorgung einladen, so die Ankündigung.
Der Vorstand des Zi hatte damals bereits die Entscheidung des MB bedauert. Zum Stand der Entwicklung von SmED erklärte das Institut Anfang März, dass die Tresenversion der Software jetzt in einer klinischen Evaluation getestet und bewertet werden solle. Vor diesem Hintergrund sei dem Zi daran gelegen, die Anforderungen an die Weiterentwicklung positiv im Sinne einer Zielvorstellung zu definieren und hierbei die fachlich-sachliche Kooperation mit den Leitern von Notaufnahmen zu suchen.
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