Diabetes Mellitus: Screening auf Sarkopenie angemahnt

Leipzig – Alle Diabetespatienten sollten eine Untersuchung ihrer Muskelfunktion und Muskelmasse erhalten. Dafür sprach sich Anja Bosy-Westphal von der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel heute auf der Diabetes Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) aus.
„Im Vergleich zum Körperfett wurde bisher der Einfluss einer zu geringen Muskelmasse und Muskelkraft für die Stoffwechseleinstellung und den Verlauf der Patientinnen und Patienten wenig beachtet“, so Bosy-Westphal, die auch Tagungspräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) ist.
Eine Sarkopenie könne sowohl Risikofaktor als auch Folge eines Typ-2-Diabetes sein. Zum einen könne die verminderte Muskelmasse zu einer Verschlechterung von Diabetes beitragen, zum anderen nehme Kraft und Masse durch eine Insulinresistenz ab.
Doch auch die medikamentöse Diabetestherapie kann die Muskelmasse verändern: „Wir wissen, dass sich Glinide und Sulfonylharnstoffe eher negativ auswirken“, sagte Bosy-Westphal. Dagegen scheine eine Therapie mit Insulin oder GLP-1-Analoga eher protektiv zu wirken.
Allerdings stehen auch weitere Medikamente in der Pipeline, welche die Muskelmasse erhöhen können. So sieht Bosy-Westphal beispielsweise den Antikörper Bimagrumab als „vielversprechend“ an. In einer Phase-2-Studie reduzierte die Gabe Bimagrumab den Körperfettanteil um 20 Prozent und erhöhte dabei die Muskelmasse (DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.33457).
Auch bei der Gewichtsabnahme – einem der wichtigsten Therapieziele bei Diabetikern – ist im Falle einer Sarkopenie Vorsicht geboten. „Bei der Gewichtsabnahme zur Lebensstilmodifikation ist ein ausreichender Proteinanteil entscheidend“, so Bosy Westphal.
Um die Muskelmasse bei der Gewichtsabnahme zu erhalten, sei neben dem Proteinanteil Bewegung besonders wichtig, ergänzte Diana Rubin, Chefärztin am Zentrum für Ernährungsmedizin und Diabetologie am Vivantes Humboldt-Klinikum und Klinikum Spandau und Tagungspräsidentin der DDG.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: