Diabetes Typ 1: Drängen auf frühe Diagnose und engmaschige Kontrolle
Berlin – Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) weist auf die Notwendigkeit hin, Kinder mit Typ-1-Diabetes frühzeitig zu diagnostizieren und ihre Stoffwechsellage engmaschig zu kontrollieren, um mögliche Folgeschäden durch schwere Ketoazidosen zu vermeiden.
„Eine mittelschwere bis schwere Stoffwechselentgleisung wirkt sich bei den Betroffenen negativ auf die Aufmerksamkeitsleistung aus – im Vergleich zur Gruppe der Kinder, die keine oder nur eine milde diabetische Ketoazidose hatten“, erläuterte der DDG-Vizepräsident Andreas Neu. Dies habe eine Studie gezeigt, die vor bereits rund zwei Jahren im Fachmagazin „Diabetes Care“ erschienen ist (DOI: 10.2337/dc18-1405).
„Diese Erkenntnis ist alarmierend. Denn mehr als jedes fünfte Kind kommt bei Diabetesmanifestation mit einer Ketoazidose ins Krankenhaus, in rund sechs Prozent der Fälle liegt bereits eine schwere diabetische Ketoazidose vor“, sagte Neu.
Während der Coronapandemie hat sich diese Situation laut einer weiteren Studie verschärft: Danach hat sich die Rate einer Ketoazidose bei Diabetesmanifestation von Kindern und Jugendlichen während des Corona-Lockdowns verdoppelt (DOI: 10.1001/jama.2020.13445).
„In dieser Zeit bekam fast jedes zweite Kind eine verspätete Diagnose“, sagte Reinhard Holl, Mitautor der Studie. Kleinkinder waren besonders betroffen. Neben Fehlinterpretationen der Symptomatik durch Eltern oder Ärzte lasse sich dies auch auf die Angst vor der Ansteckung mit COVID-19 in Arztpraxen und Kliniken zurückführen.
Der DDG-Experte aus Ulm warnte davor, dass die zweite Welle zu einer ähnlichen Situation führen könne und forderte Eltern und alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, dazu auf, Warnsignale ernst zu nehmen und gegebenenfalls umgehend einen Kinderarzt oder eine Kinderklinik aufzusuchen.
Gerade im Kleinkindalter könne ein starker Insulinmangel und die dadurch bedingte Übersäuerung im Blut Folgen auf die Gehirnentwicklung und auf die Lern- und Konzentrationsfähigkeit haben, warnte Thomas Kapellen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie der DDG aus Leipzig.
Wichtig sei, dass Eltern die ersten Symptome einer diabetischen Ketoazidose erkennen könnten. „Hier brauchen wir mehr Aufklärung“, forderte Kapellen.
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