Ärzteschaft

Diabetologen kritisieren G-BA-Entscheidung zu Linagliptin

  • Donnerstag, 28. Februar 2013

Berlin – ­ Sowohl die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) als auch der Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND) haben die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) kritisiert, dem Antidiabetikum keinen Zusatznutzen im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen zuzuerkennen. Diese Entscheidung sei wissenschaftlich nicht nachvollziehbar, so die DDG.

„Als Konsequenz dieses Beschlusses müssten Tausende Diabetespatienten auf die Vorteile der DPP4-Inhibitoren verzichten und auf Sulfonylharnstoffe umgestellt werden“, kritisierte DDG-Präsident Stephan Matthaei. Damit steige bei diesen Patienten die Gefahr zur Entwicklung von Unterzuckerungen. „Das ist für Betroffene, aber auch für Ärzte rechtlich wie ethisch völlig inakzeptabel“, so Matthaei.

Zurzeit sind in Deutschland verschiedene DPP4-Inibitoren auf dem Markt. Da der G-BA vergangenen Sommer auch eine Nutzenbewertung dieser Arzneimittel beschlossen hat, befürchtet die DDG, dass in Deutschland sämtliche Medikamente dieser Wirkstoffklasse vom Markt verschwinden könnten. „Dies würde die Patienten in Deutschland vom weltweiten leitliniengerechten Therapiefortschritt komplett abkoppeln“, sagte DDG-Presse­sprecher Andreas Fritsche. Dabei sei es aufgrund der vorliegenden Studien unzweifelhaft erwiesen, dass Hypoglykämien unter DPP4-Inhibitoren erheblich seltener aufträten als unter Sulfonylharnstoffen.

„Es geht hier nicht um dieses eine Präparat. Es geht auch nicht um eine Substanzgruppe – es geht um die Versorgung der gesetzlich Krankenversicherten mit innovativen Medikamenten“, betonte die Vorsitzende des BVND, Eva-Maria Fach. In Deutschland würden mehr als 650.000 Patienten mit den auf dem Markt befindlichen DPP-Hemmern erfolgreich behandelt. All diese Patienten müssten auf Insulin umgestellt werden, sollten die Wirkstoffe nicht mehr zur Verfügung stehen. 

Der BVND fordert die Politik auf, das Verfahren der frühen Nutzenbewertung zu überprüfen. „Wenn es nur um Rationierung von Leistungen geht, dann sollte das offen so benannt werden und nicht unter dem Deckmantel der evidenzbasierten Medizin passieren. Die Politiker müssen dann mit den Versicherten diskutieren, welchen Stellenwert Gesundheit in Deutschland haben soll“, sagte Fach.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte Linagliptin in der vergangenen Woche keinen Zusatznutzen im Vergleich zu der gewählten zweckmäßigen Vergleichstherapie attestiert. Die wissenschaftliche Basis dieses Beschlusses sei eindeutig, hatte der unparteiische Vorsitzende des G-BA, Josef Hecken, erklärt.

Ausschlaggebend für die Entscheidung sei unter anderem gewesen, dass in der vom Hersteller vorgelegten Studie keine Endpunkte zu kardiovaskulären Ereignissen enthalten gewesen seien. Es fehlten demnach Informationen darüber, ob Linagliptin zu einer Verminderung von Herzinfarkten führe.

fos

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