Diagnostische Tests auf milde kognitive Störungen oft nicht sensitiv genug

San Diego – Klinische Tests, die leichte Beeinträchtigungen der kognitiven Funktion erfassen sollen, könnten jeden 14. Patienten als falsch gesund klassifizieren. Forscher um Lisa Delano-Wood am UC San Diego Medical Center gehen außerdem davon aus, dass durch vereinfachte Testungen in einem Drittel aller Fälle Patienten falsch positiv getestet werden. Die Wissenschaftler berichten im Journal of Alzheimer's Disease (2016; doi:10.3233/JAD-150900).
Milde kognitive Störungen (mild cognitive impairment, MCI) können ein Vorbote oder das Anfangsstadium einer künftigen Demenz sein. Die Patienten berichten über Gedächtnisstörungen, können jedoch ihren Alltag noch gut bewältigen. Die jährliche Übergangsrate in eine Alzheimer-Demenz beträgt etwa 10 bis 20 Prozent. Jahrelange stabile Verläufe oder gar eine Rückbildung der Merkstörung sind jedoch ebenso möglich. Herkömmliche klinische Test wie der Mini-Mental-Status-Test oder der DemTect sind in aller Regel nicht sensitiv genug, um entsprechende Störungen zu erfassen.
Die Alzheimer's Disease Neuroimaging Initiative (ADNI), ein internationaler Zusammenschluss von Alzheimer-Forschern, hat anhand von Patienten mit einem MCI neuropsychiatrische Testverfahren entwickelt, die Störungen der Merkfähigkeit erfassen sollen. Die Forscher nutzten Daten von 520 Probanden, welche von der ADNI zusammen getragen wurden. Die Teilnehmer wurden PET-Scans, einem einfachen MCI-Screening und aufwändigen neuropsychiatrischen Testungen unterzogen. 41 Prozent der Teilnehmer galten als gesunde Kontrollen, der Rest litt nach der aufwendigen Testung als kognitiv leicht beeinträchtigt.
Die Forscher stellten fest, dass Patienten, die nach dem einfachen Screening als gesund galten, nach aufwendiger neuropsychiatrischer Testung in sieben Prozent der Fälle doch unter einem MCI litten. Anders herum stellten die Forscher bei einem Drittel der als beeinträchtigt geltenden Patienten, eine normale kognitive Funktion fest. Die aufwendige Testung enthielt unter anderem zusätzliche Erinnerungs- und Lerntests.
Die Forscher raten dazu, Patienten mit einem Verdacht auf milde kognitive Störungen intensiven neuropsychiatrischen Testungen zu unterziehen. Häufig seien die Störungen zu diskret, um sie mit einfachen Testverfahren zu erfassen. Dies sei insbesondere in wissenschaftlichen Studien vonnöten, da Ergebnisse sonst möglicherweise verzerrt würden, meinen die Forscher.
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