Medizin

Schädel-Hirn-Trauma erhöht Risiko für leichte kognitive Störung

  • Dienstag, 5. April 2016

Dallas – Patienten, die ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) erleiden, könnten ein erhöhtes Risiko haben, an einer milden kognitiven Störung zu erkranken. Die Forscher um Munro Collum am UT Southwestern Medical Center berichten im Journal of Alzheimer's Disease (doi: 10.3233/JAD-150895).

Durch ein SHT kann sich das Risiko erhöhen, später an einer Alzheimerdemenz zu erkranken. Neben direkten Schäden durch Blutungen oder Kontusionen kann es bei Beschleunigungs- und Rotationstraumen zu einer diffusen axonalen Schädigung kommen. Mikroskopisch imponiert ein SHT durch die Bildung von intrazellulären Neurofibrillen und die extrazelluläre Ablagerung von Amyloid. Diese mikroskopisch erkennbaren Prozesse sind auch beim Morbus Alzheimer nachweisbar.

Bei milden kognitiven Störungen ist es jedoch komplizierter: Einige Wissenschaftler sehen die kognitiven Einschränkungen lediglich als die Prodromalphase einer Alzheimererkrankung. Histopathologisch müssen die Patienten jedoch nicht die charakteristischen Ablagerungen zeigen und nicht jede milde kognitive Störung muss in eine Alzheimerdemenz übergehen. Der Verlust kognitiver Funktion und die Atrophie des Gehirns sind im Alter bis zu einem gewissen Grad physiologisch. Ob ein SHT auch das Risiko für die milden kognitiven Störungen erhöht, ist laut den Autoren bisher nicht nachgewiesen.

Die Forscher verglichen 3.187 Patienten mit einer milden kognitiven Störung mit 3.244 Teilnehmern, die eine normale kognitive Funktion hatten. Die Teilnehmer berichteten, ob sie in der Vergangenheit ein SHT mit einer mindestens fünf minütigen Bewusstlosigkeit erlitten hatten.

Unter Adjustierung verschiedener Risikofaktoren, erhöhte sich durch das Trauma das Risiko für milde kognitive Einschränkungen um 32 Prozent. Ein Teil des Risikos könnte jedoch auch von den gehäuften Depressionen in dieser Gruppe abhängen, berichten die Wissenschaftler. Unter Ausschluss des Risikofaktors Depression, war das Risiko nur noch um 14 Prozent erhöht. Darüber hinaus schien sich die Verletzung auch auf den Erkrankungszeitpunkt auszuwirken. Nach einem SHT erkrankten die Probanden 2,3 Jahre früher an der kognitiven Störung als die Vergleichsgruppe.

Die Ergebnisse sprechen laut der Wissenschaftler für einen Zusammenhang von Hirntraumata und einer milden kognitiven Störung. Wie hoch das Risiko jedoch für den Einzelnen sei, hänge von einer Vielzahl weiterer Risikofaktoren ab. 

hil

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