Digitale Medizin: Oft fehlen passgenaue Angebote für Patienten

Berlin – Mobile digitale Gesundheitsanwendungen bieten ein großes Potenzial, aber oft fehlt es noch an passgenauen Angeboten für Patienten und Ärzte. Das geht aus der Studie „Mobile Health – Mit differenzierten Diensten zum Erfolg“ hervor. Das Beratungsunternehmens Deloitte und der Branchenverband Bitkom haben dazu 2.000 Menschen in Deutschland befragt. Zwar sei die Verbreitung von mobilen Endgeräten wie Smartphones nahezu flächendeckend, heißt es darin. Viele Verbraucher sähen in den Angeboten jedoch nicht den Mehrwert, der die teilweise hohen Preise für Hardware wie Smartwatches oder Fitness-Armbänder rechtfertigen würde.
„Es muss gelingen, überzeugende Anwendungen mit sichtbarem Effekt anzubieten, die die unterschiedlichen Zielgruppen auf Basis der erhobenen Daten in ihrer Therapie oder ihrem Lebensstil effektiv unterstützen können“, erklärte Andreas Gentner, Partner und Leiter Technology, Media & Telecommunications bei Deloitte. Die Anwendungen seien im Augenblick meist darauf angelegt, mit einfachen, spielerischen Mitteln ein möglichst breites Publikum anzusprechen.
Angebote weiterentwickeln
„Jetzt geht es darum, die bislang eher einfachen und generischen Angebote weiterzuentwickeln und auf die spezifischen Bedürfnisse einzelner Bevölkerungs- und Patientengruppen abzustimmen. Der Schwerpunkt der relevanten Anwendungen wird sich dabei stärker in Richtung chronisch Kranker entwickeln“, sagte Gregor-Konstantin Elbel, Partner und Leiter Life Sciences & Health Care bei dem Unternehmen.
„Die Nutzer zahlen gerne, wenn Anwendungen ihnen einen echten Mehrwert bieten“, meint Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Die Komplexität des Gesundheitssystems sei jedoch eine große Hürde. „Anbieter- und branchenübergreifende Kooperationen könnten der Schlüssel sein, um das volle Potenzial von Mobile Health auszuschöpfen“, so Rohleder. Nötig seien intelligente Kooperationsmodelle der verschiedenen Anbieter vom Gerätehersteller über Krankenkassen bis hin zu Start-ups.
Auch der Schutz von Gesundheitsdaten ist laut Studie ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer mobilen Gesundheitsversorgung. Die Offenheit der Patienten, ihre Daten zur Verfügung zu stellen, hängt laut der Umfrage stark davon ab, wer der Adressat der Daten sein soll.
Insbesondere Ärzte genießen einen Vertrauensvorschuss: 55 Prozent der Befragten würden den Medizinern ihre Gesundheitsinformationen bedenkenlos überlassen. „Die Rolle des Arztes könnte sich dann grundlegend verändern, wenn er konstant Gesundheitsdaten seiner Patienten empfangen und bei auffälligen Werten schnell aktiv werden kann“, meinen die Autoren der Studie.
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