Diskussion über Aufnahme von Patientenlotsen ins Sozialgesetzbuch

Berlin – Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke, befürwortet weiterhin die Einführung von Patientenlotsen im Gesundheitswesen. Derzeit werden Patientenlotsen in verschiedenen Modellregionen in Deutschland eingesetzt.
„Die Aufgabe der Lotsen ist es, in enger Abstimmung mit den Ärzten die individuelle Situation des Patienten zu erfassen und ihn zu informieren, zu beraten und zu einer selbstbestimmten Entscheidung bezüglich seiner Behandlung zu befähigen“, sagte Schmidtke heute auf der Fachtagung Patientenlotsen des Bundesverbandes Managed Care in Berlin.
Im Frühjahr dieses Jahres hatte Schmidtke ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten des IGES-Instituts vorgestellt, in dem die Situation der Patientenlotsen untersucht wurde. „Die IGES-Studie hat ergeben, dass die Konzepte nur regional zum Einsatz kommen und nur wenige von ihnen langfristig fortgeführt werden.“ Auch eine Evaluation habe es nur in einzelnen Fällen gegeben. „Es gibt aber zahlreiche Hinweise darauf, dass Patientenlotsen das Versorgungsdefizit mildern und dabei helfen, die Sektorengrenzen zu überbrücken“, so Schmidtke.
Ein Weg in die Regelversorgung könne jedoch nur ermöglicht werden, wenn es einen konkreten Mehrwert für die Patienten gebe. Derzeit werde geprüft, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang Patientenlotsen ins Sozialgesetzbuch (SGB) V aufgenommen werden könnten.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, befürwortete eine Aufnahme von Patientenlotsen in das SGB V, wenn diese die Koordination der Patientenversorgung verbesserten. Er wies jedoch darauf hin, dass spezielle weitergebildete Medizinische Fachangestellte wie die Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (Verah) ähnliche Aufgaben ausführten. In jedem Fall müsse gewährleistet sein, dass der Arzt die Verantwortung für die medizinisch-fachliche Versorgung trage.
In den vergangenen Jahren habe es zunehmend eine Diskussion darüber gegeben, dass das Gesundheitswesen zu arztzentriert sei und der mündige Patient aufgewertet werden müsse, fuhr Reinhardt fort. Die Asymmetrie zwischen Arzt und Patient sei jedoch im System angelegt. „Deshalb suchen die Patienten ihren Arzt doch auch auf“, sagte Reinhardt.
Während seines Studiums und seiner Weiterbildung habe der Arzt ein Wissen erlangt, über das der Patient nicht verfüge. „Das heißt für den Patienten, dass er seinem Arzt schon auch Vertrauen muss“, so Reinhardt.
In Zeiten einer Misstrauenskultur falle das den Menschen derzeit zunehmend schwer. Dabei sei die Gesundheitskompetenz der Menschen im Vergleich zu früheren Generationen zurückgegangen – obwohl es heute die Möglichkeit gebe, sich im Internet zu informieren.
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