Diskussion um die Schutzmaßnahmen bei der Versorgung von Ebolapatienten

Valencia/Madrid/Marburg – Eine Diskussion darum, welche Schutzmaßnahmen medizinisches Personal bei der Versorgung von Ebolapatienten einhalten sollte, hat ein Leserbrief im Lancet ausgelöst (doi 10.1016/ S0140-6736(14)61343-X). Darin argumentieren Jose Martin-Moreno und Gilberto Llinás vom Department of Preventive Medicine and Public Health, University of Valencia, und Juan Martínez Hernández vom Hospital La Paz-Carlos III, Madrid, die im Augenblick gängigen Schutzanzüge seien übertrieben.
Das Ebola-Virus wird laut den Autoren vor allem durch Kontakt mit infizierten Sekret des Patienten übertragen, also zum Beispiel über Blut oder Stuhl. Eine Tröpfcheninfektion über die Luft sei dagegen selten. Dennoch nötigten gängige Empfehlungen das Gesundheitspersonal, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, wie sie bei „airborne diseases“ üblich seien.
Moreno und seine Mitautoren argumentieren dass dieser Ganzkörperschutz für viele Regionen, die von Ebola betroffen sind, zu teuer sei. Außerdem könnten die Ganzkörper-Schutzanzüge zu Panikreaktionen in der Bevölkerung führen. Die Autoren meinen, dass Schutzmaßnahmen, die das Gesundheitspersonal von direktem Kontakt mit Patientensekret schützen, ausreichen.
„West Afrika braucht jetzt rationale und effiziente Empfehlung für die Schutzmaßnahmen“, so die Autoren. Dies sei nur möglich, wenn einheitlich kommuniziert werde, dass Ebola überwiegend durch direkten Kontakt übertragen werde. „Mehr ist nicht notwendigerweise besser und sehr oft ist die einfachste Antwort die beste“, argumentieren sie.
Dieser Auffassung widerspricht Hans Dieter Klenk, Experte der Gesellschaft für Virologie (GfV), Marburg. „Die Anzüge sind im Augenblick eine sehr sinnvolle Schutzmaßnahme“, sagte er gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Allerdings seien die Anzüge keine optimale Lösung: Sie könnten zu Abwehrreaktionen in der Bevölkerung führen. Außerdem sei das Arbeiten darin sehr unangenehm.
Laut einer Marburger Untersuchung herrschten in den Anzügen Temperaturen um 46 Grad. Gleichwohl sei es fahrlässig, das Gesundheitspersonal nicht ausreichend zu schützen, so Klenk.„Mittel und langfristig ist es sehr wichtig, Impfstoffe gegen die Infektion weiter zu entwickeln, die auf experimenteller Basis schon lange existieren“, betonte der langjährige Direktor des Marburger Instituts für Virologie.
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