Ärzteschaft

Diskussion um KI-Assistenten in Arztpraxen

  • Donnerstag, 28. August 2025
/Urupong, stock.adobe.com
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Hamburg – Wer bei Arztpraxen anruft, bekommt immer häufiger KI-Assistenten – also die Künstliche Intelligenz – ans Telefon. Bei vielen Ärzten kommen die KI-Telefonassistenten gut an. Bei Verbraucherschützern weniger.

„KI-Assistenten können unsere Arbeitsprozesse erleichtern“, sagte Jana Husemann, niedergelassene Hausärztin aus Hamburg und stellvertretende Sprecherin der AG Digitales im Hausärztinnen- und Hausärzteverband (HÄV). „Ein Vorteil ist für uns, dass wir rund um die Uhr erreichbar sind und unsere Medizinischen Fachangestellten bestimmte Aufgaben leichter erledigen können.“

KI-Assistenten sind tatsächlich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche erreichbar – und kennen dennoch keinen Stress. Zum Beispiel in der Schlafpraxis Berlin: Bei einem Anruf meldet sich der Assistent ohne Wartezeit.

Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) fordert Transparenz für Patienten. „Anrufende sollten vorab darüber informiert werden, dass sie mit einem KI-Assistenten sprechen und stets selbst entscheiden können, ob sie bereit dazu sind,“ sagte Thomas Moormann, Leiter der Themenbereiche Gesundheit und Pflege bei den Verbraucherschützern. „Die Nutzung muss also stets freiwillig sein, denn es geht hier einerseits um den Datenschutz und andererseits um die Richtigkeit der getroffenen Einschätzungen.“

Die Verbraucherzentrale warnt davor, dass bestimmte Patientengruppen von KI-Telefonassistenten benachteiligt werden könnten. Ähnlich wie bei Onlineplattformen wie Jameda oder Doctolib können KI-Telefonassistenten auf Wunsch der Arztpraxen zwischen privaten und gesetzlich versicherten Patienten unterscheiden.

„Wir müssen leider feststellen, dass wirtschaftliche Aspekte bei der Terminvergabe eine immer größere Rolle spielen, nicht zuletzt bei der digitalen Terminvermittlung auf kommerziellen Plattformen“, sagte Moormann. „Lukrativere Patienten zu bevorzugen, ist mit digitalen und KI-unterstützten Tools nochmal einfacher als bei der persönlichen Terminvereinbarung am Telefon oder in der Arztpraxis.“

Doch bei der Terminvergabe dürfe es einzig auf den medizinischen Behandlungsbedarf und die Dringlichkeit ankommen: „Beides lässt sich in einem persönlichen Gespräch viel besser erkennen.“ Zwar lasse sich nicht ausschließen, dass hier in Zukunft auch KI-Assistenten gut unterstützen könnten, aber „derzeit ist die KI noch zu fehlerbehaftet“, so Moormann.

Auch Ärzte sehen technische Grenzen. Die Qualität stimme häufig noch nicht, sagte Medizinerin Husemann. „In unserer Praxis gibt es zum Beispiel keine Schnittstelle unserer IT-Systeme mit dem KI-Telefonassistenten.“ Sie ist aber überzeugt: „Sobald alle Kinderkrankheiten behoben sind, können uns die Assistenten im Praxisalltag sehr helfen.“

Die Umstellung auf einen KI-Assistenten birgt allerdings auch technische Risiken. 2021 etwa legten Hacker den IT-Dienstleister Medatixx lahm. Arztpraxen mussten ihre Passwörter ändern. Die Software regulierte bei ihnen unter anderem Sprechstundentermine. Kritiker warnen deshalb vor Cyberangriffen auf Patientendaten. KI-Telefonassistenten haben mitunter Zugang zu sensiblen medizinischen Informationen.

kna

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