Vermischtes

DRK-Präsi­dentin warnt vor Kollaps des Pflegesystems

  • Donnerstag, 19. Dezember 2024
Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuz (DRK)./ picture alliance, Paul Zinken
Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuz (DRK)./ picture alliance, Paul Zinken

Augsburg – Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, warnt vor einem Kollaps des Pflegesystems ohne eine grundsätzliche Strukturreform. „In der Pflege tickt eine Zeitbombe, die man nur ent­schärfen kann, wenn man beherzt gegensteuert“, sagte die frühere Bundesgesundheitsministerin heute der Augsburger Allgemeinen.

„Wir haben vor allem zwei Probleme: Das eine ist der Arbeitskräftemangel, das zweite die Unterfinanzierung der Pflege – mit dem Ergebnis, dass die Eigenanteile der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen gerade im sta­tionären Bereich immer weiter steigen“, warnte sie. „Wir brauchen eine große Reform, wenn nicht immer weniger Pflegekräfte für immer mehr Pflegebedürftige zuständig sein sollen.“

Derzeit betrage der durchschnittliche Eigenanteil von Pflege­bedürftigen, die in Heimen leben, rund 3.000 Euro im Monat. „Mit kosmetischen Operationen ist es da nicht getan“, sagte Hasselfeldt. Alle zusätzlichen Kosten von den Tariferhöhungen bis zu den steigenden Energiekosten müssten derzeit von den Pflegebe­dürftigen finanziert werden. Dieses Modell müsse dringend geändert werden.

„Unser Ansatz ist ein umgekehrter“, sagte Hasselfeldt. „Danach würde der Pflegebedürftige jeden Monat einen fixen Betrag bezahlen, der politisch festgelegt werden müsste“, erklärte sie. „Was darüber hinausgeht, müsste die Pflegekasse und der Staat übernehmen. So würde Pflege für alle Betroffenen kalkulierbar.“

„Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte darüber, was uns die Pflege wert ist“, betonte die frühere CSU-Politikerin. Dazu gehöre vor allem auch, die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte zu verbessern. „Die Bezahlung ist nicht mehr das größte Problem, hier hat sich in den vergangenen Jahren vieles verbessert“, sagte sie.

„Wichtiger wäre, dass wir das Pflegepersonal im Alltag entlasten – zum Beispiel bei den Dokumentationspflich­ten.“ Der Personal­mangel führe dazu, dass das Rote Kreuz bereits ganze Häuser habe schließen müssen.

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz schlug angesichts der gestern veröffentlichten Rekordzahl von 5,7 Millionen Pflegebedürftigen Alarm. „Wenn auch die nächste Regierung untätig bleibt, dann wird der Sozialstaat zu Grabe getragen“, sagte Vorstand Eugen Brysch heute der Neuen Osnabrücker Zeitung. Er forderte unter anderem eine Begrenzung der Pflegekosten.

Mit der Pflegepolitik der aktuellen Regierung rechnete der Patientenschützer ab. „Insgesamt gehört die Gruppe der Pflege­bedürftigen zu den Verlierern der dreijährigen Regierungszeit“, sagte er. Für manche Leistungen wie den Entlastungsbeitrag gebe es zu wenig Angebote, das Pflegegeld sei nicht genügend gestiegen, nannte er Beispiele. Die Pflege insgesamt müsse endlich „zukunftssicher und generationengerecht“ reformiert werden.

kna

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