Drogenberater kritisieren Bürokratie bei Familien-Hilfen
Erfurt – Die Hilfe für Familien, in denen Mütter oder Väter drogensüchtig sind, scheitert nach Einschätzung von Beratungsorganisationen in Thüringen oft an der Bürokratie. Anstatt sich sowohl Vertreter von Sozial- und Jugendämtern gemeinsam damit beschäftigten, brauche es für jede Familie einen zentralen Fallmanager, erklärten unter anderem Vertreter der Landesstelle für Suchtfragen und eines Suchthilfezentrums aus Wolfersdorf heute bei einer Anhörung im Sozialausschuss des Thüringer Landtages. So komme es vor, dass ein Sozialamt zu der Einschätzung gelange, eine Mutter brauche mit ihrem Kind Hilfe, ein Jugendamt das aber anders bewerte.
Selbst dann, wenn Ämter Hilfen genehmigten, dauere es bis zur Bewilligung häufig viel zu lange, kritisierten die Vertreter der Beratungsorganisationen. Zudem gebe es Unterstützung oft nur für wenige Monate, manchmal sogar nur für wenige Tage. Bei Eltern mit jahrelangem Drogenkonsum sei dies aber zu kurz gedacht. Es brauche mehrere Jahre, um die Menschen wieder aus der Abhängigkeit zu holen.
Mehrere Suchtberater warnten zudem davor, drogensüchtige Mütter oder Väter zu stigmatisieren. Nicht jeder Drogenabhängige wolle seine Tage „auf Kosten des Amts“ verbringen, hieß es. Manchmal würden Mütter und Väter auch Rauschgift nehmen, weil sie glaubten, durch leistungssteigernde Mittel bessere Eltern sein zu können.
Über die Anzahl der Kinder in Thüringen mit drogenabhängigen Eltern gibt es keine exakten Zahlen. Während der Anhörung hieß es aber, es sei von mehreren Zehntausend Betroffenen auszugehen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: