DSM265: Neues Malariamittel besteht erste Tests zur Therapie und Chemoprophylaxe
Genf und Tübingen – Der Wirkstoff DSM265, der ein für Malariaparasiten essenzielles Stoffwechselenzym hemmt, hat sich in ersten klinischen Studien als vielversprechender Wirkstoff für die Therapie und Chemoprophylaxe der Tropenerkrankung herausgestellt, wie die Publikationen in Lancet Infectious Diseases (2017; doi: 10.1016/S1473-3099(17)30139-1 und 30171-8) zeigen.
Der von US-Forschern entwickelte Wirkstoff DSM265 hemmt das Enzym Dihydroorotat-Dehydrogenase, das zur Synthese von Pyrimidin, einem Baustein der DNA, benötigt wird. Im Gegensatz zum Menschen und vielen anderen Lebewesen ist der Malariaerreger auf die Pyrimidin-Neusynthese angewiesen. DSM265 führt deshalb zum Absterben des Parasiten.
In einer ersten klinischen Studie wurde zunächst die Verträglichkeit von DSM265 an 55 gesunden Probanden erprobt. Sie wurden mit einzelnen Dosen von 25 bis 1.200 mg DSM265 behandelt, ohne dass es zu schwerwiegenden Komplikationen kam. Die häufigste Nebenwirkung waren Kopfschmerzen. Danach wurden neun Probanden per Blutinfusion mit Plasmodium falciparum infiziert und dann mit DSM265 behandelt.
Wie das Team um Jörg Möhrle von Medicines for Malaria Venture, einem gemeinsamen Projekt von öffentlichen Geldgebern und Industrie mit Sitz in Genf, berichtet, war eine einzelne Dosis von 340 mg DSM265 ausreichend, um eine Malaria zu kurieren. Aufgrund einer langen Halbwertzeit, die in der Studie von DSM265 zwischen 86 bis 118 Stunden lag, könnte eine einzelne Dosis ausreichen, um eine Malaria zu kurieren.
Die lange Halbwertzeit macht das Mittel auch für die Chemoprophylaxe von Reisenden interessant, die sich vor einer Infektion schützen möchten. Am Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen nahmen fünf Probanden 400 mg DSM265 einen Tag vor einer absichtlichen Infektion mit Plasmodium falciparum ein. Wie Mihály Sulyok und Mitarbeiter berichten, infizierte sich keiner der fünf Probanden, während alle Teilnehmer einer Placebo-Gruppe an Malaria erkrankten (und danach sofort behandelt wurden).
Eine zweite Gruppe von sechs Probanden nahm das Mittel sieben Tage vor einer Exposition mit dem Malariaerreger ein. Dieses Mal erkrankten drei der sechs Probanden. Dies könnte bedeuten, dass DSM265 bei einer Chemoprophylaxe mehrmals wöchentlich eingenommen werden müsste. Dies wäre ein Nachteil gegenüber der Chemoprophylaxe mit Mefloquin, das bei einer Halbwertzeit von 20 Tagen nur einmal wöchentlich eingenommen werden muss.
Aufgrund seiner zahlreichen zentralnervösen und gastrointestinalen Nebenwirkungen und potenziellen Risiken (Sehstörungen, Suizide) ist Mefloquin jedoch unbeliebt. Wenn sich die gute Verträglichkeit von DSM265 in weiteren Studien bestätigen sollte, könnte es sich für die Chemoprophylaxe empfehlen.
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