Malaria: Standardmedikamente versagen bei importierten Infektionen in England
London – Eine Behandlung mit Artemether-Lumefantrin, seit zwei Jahrzehnten Standard in der Behandlung der Malaria, hat bei vier englischen Patienten, die sich in Afrika angesteckt hatten, überraschenderweise keine Wirkung gezeigt. Die Ursache könnten laut einer Publikation in Antimicrobial Agents and Chemotherapy (2017; doi: 10.1128/AAC.02382-16) Mutationen in möglichen Resistenz-Genen sein. Die in Südostasien aufgetretene pfk13-Resistenz wurde jedoch nicht gefunden.
Die Kombination aus Artemether-Lumefantrin hat die Behandlung der Malaria in den letzten Jahrzehnten deutlich vereinfacht. Sechs Dosierungen innerhalb von drei Tagen reichen in der Regel aus, um die Plasmodien abzutöten und die Malaria zu kurieren. Tropenmediziner am Addenbrooke’s Hospital in Cambridge und dem Hospital for Tropical Diseases in London wurden deshalb stutzig, als zwischen Oktober 2015 und Februar 2016 gleich vier Patienten nach der Standardbehandlung mit Artemether-Lumefantrin einen Rückfall der Malaria erlitten.
Die Mediziner ließen das Genom der Erreger untersuchen. Die gute Nachricht ist, dass die Erreger bei keinem der vier Patienten eine Mutation im Gen pfk13 aufwies. Es ist verantwortlich für Artemether-Resistenzen, die in den letzten Jahren im Mekong-Delta in Südostasien aufgetreten sind und dort die Behandlung der Malaria deutlich erschwert haben. Tropenmediziner befürchten, dass die resistenten Erreger sich auch in Afrika ausbreiten könnten. Dies ist, wie Colin Sutherland von der London School of Hygiene & Tropical Medicine berichten, glücklicherweise nicht geschehen.
Alle Erreger wiesen jedoch Mutationen in verschiedenen anderen Genen auf, die mit einer verminderten Wirksamkeit von Artemether-Lumefantrin in Verbindung gebracht werden. Es könnte deshalb sein, dass sich derzeit auch in Afrika Resistenzen gegen das Erstmedikament der Malaria ausbreiten. Für einen Alarm sei es allerdings noch zu früh, meinte Sutherland gegenüber den Medien. Alle vier Patienten konnten mit älteren Malaria-Medikamenten kuriert werden.
Dass die gefundenen Mutationen für die Resistenz verantwortlich sind, ist nicht sicher. Ein Problem von Artemether-Lumefantrin ist die schlechte Verträglichkeit. Viele Patienten erbrechen sich nach der Einnahme. Es wird empfohlen, das Mittel mit einer fettreichen Mahlzeit einzunehmen. Die Bioverfügbarkeit soll dann höher sein. Hinzu kommt, dass Artemether von der Leber rasch abgebaut wird. Dies kann zu schwankenden Wirkstoffspiegeln führen und das Ziel gefährden, die Parasiten während eines einzigen Vermehrungszyklus aus dem Blut zu beseitigen.
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