„Dünn besiedelte Regionen werden in Ost und West zunehmen“

Berlin – „Wir haben in Deutschland nicht nur einen demografischen, sondern einen geo-demografischen Wandel. Das bedeutet, der Wandel vollzieht sich in verschiedenen Gebieten unterschiedlich schnell.“ Das erklärte Walter Ried von der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald gestern auf dem Berliner Spreestadt-Forum. Während einige regionale Räume in Mecklenburg-Vorpommern in geringem Umfang wüchsen, nehme die Bevölkerung in vielen Gebieten ab. Oft steige in diesen Regionen auch das durchschnittliche Alter der Bevölkerung an, weil insbesondere junge Menschen abwanderten. „Das wirft Probleme für die Gewährleistung der Gesundheitsversorgung auf“, so Ried.
Um diese Probleme zu lösen, müsse man sich zunächst Ziele setzen. Gleiche Lebensverhältnisse in allen Teilräumen anzustreben, sei jedoch „ein merkwürdiges Ziel“. Die Lebensverhältnisse dürften in unterschiedlichen Regionen ruhig unterschiedlich sein. Eine gute gesundheitliche Versorgung sei als Ziel jedoch hervorzuheben, da sie eine Teilhabe am Leben erst ermögliche.
„Der hausärztlichen Versorgung kommt eine besondere Bedeutung zu“
Dabei komme vor allem der hausärztlichen Versorgung eine besondere Bedeutung zu, weil die Hausärzte der erste Anlaufpunkt für die Bevölkerung seien. Eine qualitativ hochwertige stationäre Versorgung, wie sie die Bundesregierung derzeit zum Beispiel mit der Einführung von Mindestmengen befördern will, sei im ländlichen Raum hingegen viel schwieriger zu realisieren.
Eine Möglichkeit, die Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern zu verbessern, sei die Telemedizin. Allerdings seien die technischen Voraussetzungen dafür mancherorts noch nicht gegeben, weil eine Breitbandversorgung für die Datenübertragung fehle.
„Die Anzahl der Regionen, die dünn besiedelt sind, wird im Osten wie im Westen zunehmen“, meinte Ried. „Die Versorgungsprobleme, die es dort heute schon gibt, werden dadurch größer werden.“ Allerdings sei die Lage heute nicht so ernst, wie es in der Vergangenheit erwartet worden sei. „Ich erinnere mich an eine Prognose aus dem Jahr 2004, bei der für das Jahr 2020 ein sehr düsteres Bild der Gesundheitsversorgung in Mecklenburg-Vorpommern gezeichnet worden war“, sagte Ried. „Wir haben das Jahr 2020 zwar noch nicht erreicht, dennoch kann man sagen, dass die prognostizierte Entwicklung so nicht eingetreten ist.“
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