Ausland

E-Zigarettenverband weist WHO-Kritik zurück: Kinder keine Zielgruppe

  • Freitag, 24. Mai 2024
/Yelena Belodedova, stock.adobe.com
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Genf – Der Deutsche Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH) wehrt sich gegen Kritik der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Kinder mit Tricks so jung wie möglich süchtig machen zu wollen. Man habe sich 2019 verpflichtet, auf Werbung mit Comicfiguren oder ähnlichen Motiven, die das Interesse von Kindern und Jugendlichen wecken könnten, zu verzichten, erklärte der Verband. Die WHO hatte der Industrie in einem Bericht vorgeworfen, E-Zigaretten in bunten Farben und mit beliebten Comicfiguren fast wie Spielzeug zu vermarkten.

Unter den 16.000 Geschmacksrichtungen seien solche wie Kaugummi, Bonbon oder Vanilleeis, die eindeutig auf Kinder zielten, so die WHO. Der VdeH betonte dagegen, dass seine Zielgruppe Erwachsene seien, die ihren Tabakkonsum reduzieren oder ganz einstellen wollten. Auch mit Geschmacksrichtungen wie Kaugummi richte sich die Industrie an Erwachsene. Sie hätten „eine Vorliebe für fruchtige und süße Aromen“.

Der Verband räumte ein, dass Influencerinnen und Influencer trotz eines in Deutschland geltenden Werbeverbots E-Zigaretten anpriesen. Man distanziere sich deutlich von dieser Werbung und sei bereits mehrfach juristisch gegen Akteure vorgegangen, die sich nicht an geltendes Recht gehalten hätten. „Wir fordern eine stärkere Durchsetzung des Werbeverbots seitens der Behörden und Plattformbetreiber.“

Der Verband kritisierte zudem die Art der staatlichen Regulierung. Diese habe zu einem großen Schwarzmarkt geführt. Man gehe davon aus, dass die Hälfte aller E-Zigaretten außerhalb des Fachhandels „und somit oftmals auch außerhalb jeglicher Konformität verkauft wird“.

Nach Angaben der WHO konsumieren geschätzt rund 37 Millionen Teenager zwischen 13 und 15 Jahren weltweit bereits Tabak. Dazu gehören Zigaretten, Kau- und Schnupftabak. Dazu kämen noch Millionen, die E-Zigaretten nutzten. E-Zigaretten enthalten keinen Tabak, aber Nikotin. Weil E-Zigaretten oft teuer sind, steigen nach Angaben der WHO aber viele, wenn ihr Geld knapp wird, auch auf Tabakprodukte um.

„Die Industrie will die Kinder möglichst jung süchtig machen, damit sie lebenslange Verbraucher hat“, sagte Given Kapolyo, die in Sambia junge Leute organisiert, die in ihren eigenen Jugendgruppen über schädlichen Nikotinkonsum aufklären.

Nach Angaben des zuständigen WHO-Abteilungsleiters Rüdiger Krech ist die Lage in der WHO-Region Europa, die mehr als 50 Länder bis nach Turkmenistan und Israel umfasst, besonders bedenklich. Verkaufseinschränkungen nutzten wenig, wenn Jugendliche die Produkte im Internet bestellen könnten und die Behörden dem keinen Einhalt bieten würden.

Die WHO drängt Länder, die Möglichkeiten zum Konsum von Tabak- und anderen Nikotinprodukten stärker einzuschränken. Dazu gehören ein Verbot von E-Zigaretten mit verschiedenen Geschmacksrichtungen, Werbeverbote, höhere Steuern und 100-prozentige Rauchverbote in Innenräumen.

dpa

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