STIKO rät zur Impfung gegen Rotaviren

Berlin – Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut rät, alle Kinder frühzeitig gegen Rotaviren impfen zu lassen, um sie vor der häufigsten Form von infektiösen Magen-Darm-Erkrankungen im Alter von bis zu 5 Jahren zu schützen. Weitere Veränderungen im neuen Impfkalender, der jetzt im Epidemiologischen Bulletin (2013; 34: 313-344) veröffentlicht wurde, betreffen die Influenza- und die Hepatitis B-Impfung.
In Deutschland werden nach Auskunft des Robert Koch-Instituts (RKI) jedes Jahr etwa 20.000 Kinder wegen einer schweren Magen-Darm-Erkrankung durch Rotaviren im Krankenhaus behandelt. Anders als in den Entwicklungsländern sind Todesfälle in Deutschland zwar äußerst selten. Etwa 50 Kinder müssen laut RKI jedoch jährlich auf Intensivstationen behandelt werden. Seit 2006 stehen mit Rotarix® und RotaTeq® zwei orale Impfstoffe zur Verfügung, seit 2009 werden sie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für alle Länder empfohlen.
Die STIKO folgt jetzt dieser Vorgabe. Zur Begründung, die ausführlich in der nächsten Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins folgen soll, wird auf die hohe Infektiosität und die weitgehende Resistenz der Viren gegen Desinfektionsmittel und Handseifen hingewiesen. Da Hygienemaßnahmen Rotavirusinfektionen nicht effektiv verhindern könnten, sei die Impfung die geeignetste Maßnahme zur Vorbeugung einer Rotavirus-Gastroenteritis.
Die gute Effektivität der Impfstoffe zur Verhütung von schweren Erkrankungen und Krankenhausaufnahmen ist nach Einschätzung der STIKO durch mehrere klinische Studien belegt. Zwar habe eine Hersteller-unabhängige gesundheitsökonomische Evaluation gezeigt, dass die Impfung bei den aktuellen Impfstoffpreisen in Deutschland derzeit keine kostensparende Präventionsmaßnahme sei.
Angesichts der großen Zahl an Rotavirus-bedingten Durchfällen und der dadurch notwendigen Krankenhausbehandlungen bei Kleinkindern sieht die STIKO jedoch ein öffentliches Interesse an der Impfung, die die Krankheitslast deutlich senken könne. Allen Eltern sollte deshalb die Möglichkeit gegeben werden, ihr Kind gegen RV-Infektionen impfen zu lassen.
Die Schluckimpfung besteht aus zwei (Rotarix®) beziehungsweise drei Dosen (RotaTeq®), die in einem Mindestabstand von vier Wochen verabreicht werden. Eine Impfung ist ab dem Alter von sechs Wochen möglich. Die STIKO rät, die Impfung spätestens bis zum Alter von 12 Wochen zu beginnen und vorzugsweise bis zum Alter von 16 Wochen (Rotarix®) bzw. von 20–22 Wochen (RotaTeq®) abzuschließen.
Ein Grund für die Empfehlung, die das Zeitfenster der Impfung auf wenige Wochen begrenzt, ist das mit dem Alter des Kindes steigende Risiko von Darminvaginationen. Die Intussuszeption von Darmabschnitten ist eine gefürchtete Komplikation der Rotavirus-Impfung. Sie hatte 1999 in den USA zur Rücknahme des ersten Impfstoffs Rotashield geführt. Dort war es bei etwa 1 von 10.000 Kindern in den ersten Tagen nach der ersten Impfung zu einer Darminvagination gekommen. Die beiden aktuellen Impfstoffe gelten in dieser Beziehung als sicherer.
Die STIKO gibt die Rate von Darminvaginationen mit circa 1–2 Fällen pro 100.000 geimpfte Kinder an. Auch bei den neuen Impfstoffen treten die Darminvaginationen in den ersten Tagen nach der ersten Impfung auf. Die STIKO rät den Eltern deshalb, ihr Kind umgehend einem Arzt vorzustellen, wenn es innerhalb einer Woche nach der Impfung starke Bauchschmerzen, anhaltendes Erbrechen oder blutige Stühle entwickelt, die ein Zeichen für eine Darminvagination sein können.
Änderung bei Influenza-Impfung
Eine weitere Änderung im Impfplan von Kindern betrifft die Influenza-Impfung. Eine Impfung wird hier, wie bisher, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens empfohlen. Bisher wurde ein intramuskulärer Impfstoff eingesetzt. Inzwischen gibt es für Kinder einen nasalen Influenza-Impfstoff. Die STIKO hofft in der Pressemitteilung, dass die Möglichkeit zur nasalen Impfung die Akzeptanz der jährlich zu wiederholenden Impfung bei Kindern und Eltern fördert und aufgrund der besseren Wirksamkeit eine größere Zahl von Krankheitsfällen vermeidet.
Zum lebenslangen Schutz vor einer Hepatitis B ist nach Einschätzung der STIKO eine Grundimmunisierung in der Kindheit oder im Erwachsenenalter ausreichend – sofern sie erfolgreich war. Zur Kontrolle wird wie bisher 4 bis 8 Wochen nach der 3. Impfstoffdosis die Bestimmung der Anti-HBs-Konzentration empfohlen.
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