Rotaviren: Impfung senkt Hospitalisierungsrate bei Erwachsenen

Atlanta – Die 2006 in den USA eingeführte Impfung von Säuglingen gegen Rotaviren hat auch in anderen Altersgruppen zu einem Rückgang der Hospitalisierungen wegen schwerer Gastroenteritiden geführt. Die Publikation im US-Amerikanischen Ärzteblatt JAMA (2013; 310: 851-853) deutet auf eine Herdenimmunität hin.
Zur Herdenimmunität kommt es, wenn die Impfung gefährdeter Personen die Verbreitung eines Krankheitserregers in der Bevölkerung so weit senkt, dass auch die Zahl von Erkrankungen bei nicht geimpften Personen zurück geht. Ein solcher Effekt lässt sich anhand der Diagnosestatistiken von US-Krankenhäusern jetzt auch für Rotaviren nachweisen.
Dort ist in den Jahren 2008 bis 2010 die Zahl der Hospitalisierungen durch Gastroenteritiden aufgrund nachgewiesener Rotavirus-Infektionen nicht nur bei den 0- bis 4-Jährigen deutlich gesunken (in 2010 um minus 93 Prozent). Auch in der Altersgruppe der 5 bis 14-Jährigen erkrankten weniger Kinder an schweren Rotavirus-Durchfallerkrankung, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig machten, obwohl in dieser Altersgruppe keine Kinder geimpft wurden.
Selbst bei den 15 bis 24-Jährigen war ein Effekt nachweisbar – allerdings vor dem Hintergrund einer deutlich geringeren Zahl von nachgewiesenen Rotavirus-Infektion in diesen Altersgruppen. Die meisten Kinder erkranken in den ersten Lebensjahren und haben dann eine lebenslange Immunität – so dachte man jedenfalls.
Nach den Zahlen, die Paul Gastanaduy von den Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta und Mitarbeiter vorstellen, ist jedoch auch bei Erwachsenen ein Rückgang der Gastroenteritiden erkennbar. Da bei Erwachsenen selten eine Diagnostik auf Rotaviren durchgeführt wird, wertete Gastanaduy die Daten zu allen Gastroenteritiden aus, bei denen keine Ursache ermittelt wurde.
Hier war ein leichter Rückgang der Erkrankungen nachweisbar, der sich über die Jahre verstärkte. Im Jahre 2008 waren die Veränderungen nur in der Altersgruppe bis 25 Jahre signifikant, seither dehnte sich die protektive Wirkung auf ältere Personen aus und 2010 kam es in allen Altersgruppen zu weniger Gastroenteritiden. Ein weiterer Hinweis auf eine Herdenimmunität findet sich im jahreszeitlichen Verlauf. Die Zahl der Gastroenteritiden (unbekannter Ursache) nimmt nämlich jeweils in den Monaten März und April ab, in denen Rotavirus-Infektionen ihren Erkrankungsgipfel haben.
Das Ausmaß des Rückgangs ist im Vergleich zu den Säuglingen gering. Bei Erwachsenen ging die Inzidenz nur um wenige Prozent zurück. Für die 5- bis 14-Jährigen ermittelte Gastanaduy jedoch einen Rückgang um 30 Prozent, der für die Bewertung des Impfnutzens in der Bevölkerung von Bedeutung sein könnte.
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