Medizin

Ebola ante portas: Falldefinitionen und Risikoabschätzungen

  • Mittwoch, 10. September 2014

Stockholm/Berlin – Eine rasch steigende Zahl von Erkrankungen in Liberia, Fernseh­berichte über Ebola-Patienten, die vor den Toren improvisierter Behandlungszentren in Nigeria mit dem Tod ringen, erste Erkrankungsfälle im Kongo, lassen die Gesundheits­behörden in Europa befürchten, dass schon bald erste Erkrankungsfälle in Europa auftreten. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) und das Robert Koch-Institut (RKI) haben deshalb vorsorglich eine Falldefinition veröffentlicht.

Das zentrale klinische Kriterium ist Anstieg der Körpertemperatur auf über 38,5 Grad Celsius. An eine Ebola-Infektion sollte gedacht werden, wenn das Fieber mit einem der folgenden Symptome kombiniert ist: Schwere Kopfschmerzen; Erbrechen, Diarrhöe, Bauchschmerzen; unerklärte Hämorrhagien; Multiorganversagen. Verdächtig sind zudem alle plötzlichen und unerklärlichen Todesfälle.

Wichtig ist dabei derzeit eine positive Reiseanamnese: Verdächtig sind symptomatische Personen, die sich in den 21 Tagen vor Erkrankungsbeginn im Endemiegebiet aufgehalten haben oder Kontakt zu einem Ebolakranken oder einem Verdachtsfall hatten.

Das RKI hat ein Flussschema veröffentlicht, das Ärzten eine Hilfestellung zur Abklärung von Ebola-Verdachtsfällen geben soll. Ein Team um Dirk Brockmann hat ihr zuletzt in Science vorgestelltes interaktives Analyse- und Vorhersagetool I2RA (Interactive Rapid Risk Assessment) auf die aktuelle Situation angewendet. Danach ist ein Import der Viren über acht Flughäfen in Deutschland vorstellbar.Am wahrscheinlichsten ist derzeit das Eindringen durch einen Direktflug von Conakry nach München (relatives Importrisiko ReIP 0,196 Prozent) Frankfurt (ReIP 0,173) oder Düsseldorf (ReIP 0,159 Prozent). Die Infizierten könnten aber auch aus Freetown einreisen (entsprechende ReIPs 0,173, 0,171 und 0,119). Als etwas unwahrscheinlicher wird ein Import über das Drehkreuz CDG in Paris eingestuft.

rme

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