Ausland

Ebola-Epidemie: Sierra Leone erklärt nationalen Notstand

  • Donnerstag, 31. Juli 2014

Monrovia – Angesichts der sich ausbreitenden Ebola-Seuche haben die betroffenen Länder in Westafrika ihren Kampf gegen das Virus massiv ausgeweitet. Sierra Leones Präsident Ernest Bai Koroma verkündete heute den nationalen Notstand, seine liberianische Kollegin Ellen Johnson Sirleaf ließ alle Schulen schließen und schickte abkömmliche Staatsbedienstete in einen 30-tägigen Zwangsurlaub. Weltweit wuchs die Sorge, das Virus könnte andere Staaten erreichen.

In einer im Fernsehen übertragenen Rede sagte Sierra Leones Präsident, alle müssten zusammenstehen, um die Wahrheit zu verbreiten: „Ebola existiert, und wir müssen seine Ausbreitung stoppen.“ Er sagte seine Teilnahme am US-Afrika-Gipfel in der kommenden Woche in Washington ab und kündigte an, stattdessen zu einem regionalen Krisengipfel nach Guinea zu reisen.

Von dem Virus betroffene Gebiete sollen nach Angaben Koromas unter Quarantäne gestellt, alle öffentlichen Zusammenkünfte untersagt werden. In den Brennpunkt-Gebieten sollen zudem alle Häuser nach Patienten oder Bewohnern mit verdächtigen Symptomen durchsucht werden. Zudem rief der Präsident die Menschen auf, am kommenden Montag zu Hause zu bleiben. In Liberia erklärte Präsidentin Johnson Sirleaf den Freitag zum Ferientag, an dem alle öffentlichen Gebäude desinfiziert würden. Die Schulschließung gilt bis auf Weiteres.

Seit Monaten breitet sich ein besonders aggressiver Ebola-Stamm in Westafrika aus. Mehr als 1.300 Menschen wurden nach neuen Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bisher infiziert, 729 von ihnen starben. Betroffenen sind Guinea, Liberia und Sierra Leone, hinzu kommt ein erster Todesfall in Nigeria.

Das Ebola-Virus löst hämorrhagisches Fieber aus, das in einer Vielzahl von Fällen zum Tod führen kann. Medikamente dagegen gibt es nicht, doch steigert eine frühzeitige Behandlung die Überlebenschancen. Von Mensch zu Mensch überträgt sich das Virus durch Körperflüssigkeiten.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hatte gestern Alarm geschlagen. Einsatzleiter Bart Janssens bezeichnete die Epidemie als „beispiellos“. Sollte sich die Lage vor Ort nicht rasch verbessern, könnten bald weitere Länder betroffen sein, warnte er.

Derzeit sei zwar „das Risiko einer Einschleppung des Virus nach Europa und Frankreich gering“, sagte die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine der Zeitung „Le Parisien“. „Dennoch ist äußerste Wachsamkeit geboten“. Die britischen Behörden riefen Kontrolleure an Flughäfen und Grenzen auf, verstärkt auf Reisende mit verdächtigen Symptomen zu achten. Die Gewerkschaftsvorsitzende Lucy Noreton warnte aber heute, dass die meisten Grenzbeamten auf Ebola-Fälle gar nicht vorbereitet seien.

In Deutschland stehen die zuständigen Stellen nach Angaben einer Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums auf internationaler Ebene in ständigem Kontakt und analysieren die Lage. Konkrete Maßnahmen gibt es aber nicht.

Experten etwa vom Robert Koch-Institut, die deutschen Behörden und auch das europäische Seuchenzentrum stufen die Gefahr einer Ebola-Infektion bei Reisen als sehr gering ein. Das Auswärtige Amt empfiehlt derzeit aber, auf Reisen in die Ebola-Gebiete zu verzichten.

Bislang haben Spanien, Großbritannien und Hongkong Verdachtsfälle gemeldet, doch wurden sie durch Tests nicht bestätigt. In allen Fällen handelte es sich um Reisende, die in den betroffenen Ländern waren.

afp

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