Ebola-Fälle nun auch im Kongo

Kigali/Abidjan – Weitere Ebola-Fälle in Afrika: Nach vier westlichen Ländern gab am Sonntag auch die im Zentrum des Kontinents gelegene Demokratische Republik Kongo erste Erkrankungen bekannt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) befinden sich Experten auf dem Weg in die abgelegene Region des Landes, in der die Infektionen auftraten. Neben dem Kongo sind Ebola-Fälle in Liberia, Sierra Leone, Guinea und Nigeria bekannt.
Wie der kongolesische Radiosender Okapi unter Berufung auf Gesundheitsminister Felix Kabange berichtete, wurden zwei von acht Menschen, die in der nordwestlichen Provinz Equateur an starkem Fieber litten, positiv auf Ebola getestet. Der WHO zufolge leben sie in dem abgelegenen Dorf Boende. Spezialisten des Landes hätten mitgeteilt, dass es sich um einen anderen Ebola-Stamm als in den vier westafrikanischen Ländern handele. Kongolesische Experten, WHO-Mitarbeiter und Vertreter von Partnerorganisationen seien auf dem Weg in den Ort.
Die WHO betonte, das Land habe große Erfahrung mit Ebola. Der Sender Okapi berichtete unter Berufung auf Minister Kabange, es sei der siebte Ausbruch in dem Land, seit das Virus 1976 – ebenfalls im heutigen Kongo – entdeckt worden war.
Auf der Homepage des Senders hieß es weiter, im Kongo seien insgesamt 13 Menschen an starkem Fieber gestorben. Elf Menschen wurden demnach auf Isolierstationen gebracht, mehr als 80 sind unter Beobachtung. Die betroffene Region sei unter Quarantäne gestellt worden, um die Ausbreitung einzudämmen.
Vereinte Nationen sagte massive Unterstützung zu
Die Vereinten Nationen sagten Liberia und seinen Nachbarländern zuvor im Kampf gegen Ebola massive Unterstützung zu. Das Ausmaß der Epidemie erfordere ein „höheres Level an Koordinierung“ als Reaktionen auf frühere Fälle, und die UN-Mission in Liberia werde dabei eine „starke Rolle spielen“, erklärte die UNO am Samstag.
Ebola müsse in Liberia bekämpft werden, um eine „stabile Wirtschaft, Zukunft und Gesellschaft“ zu garantieren, erklärte die UN-Sondergesandte Karin Landgren. Ihr Kollege, der UN-Ebola-Beauftragte David Nabarro, äußerte sich ähnlich. Die „außergewöhnliche Epidemie“ erfordere eine noch nie dagewesene Mobilisierung. Die UNO werde sicherstellen, dass die benötigten Ressourcen „dorthin fließen, wo sie am meisten gebraucht werden“.
Nabarro hält sich derzeit in der Region auf, um sich ein Bild von der Lage machen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Freitag davor gewarnt, dass es noch „mehrere Monate“ dauern könnte, die Virusepidemie unter Kontrolle zu bekommen. Der WHO zufolge starben bis zum 20. August bereits 1.427 Menschen an Ebola, davon allein 624 in Liberia, dem am schlimmsten betroffenen Land. Dort trafen am Sonntag 16 Tonnen medizinische Ausrüstung aus den USA für den Kampf gegen den Erreger ein.
Erstmals WHO-Angehöriger infiziert
Die WHO teilte am Sonntag mit, dass sich erstmals ein WHO-Experte in Sierra Leone mit dem Virus infiziert habe. Demnach hat die WHO seit Beginn der Epidemie in Westafrika 400 Experten zur Bekämpfung der Seuche entsandt. Mehr als 225 Mediziner hätten sich inzwischen mit dem Virus infiziert, 130 von ihnen seien der Krankheit erlegen. Die WHO kündigte an, in Liberia weitere Behandlungsplätze für Ebola-Patienten zu schaffen. In der Hauptstadt Monrovia sollen demnach weitere Gesundheitszentren errichtet werden, um in den kommenden sechs Wochen die Zahl der Betten um 500 zu erhöhen.
Britischer Arzt nach London ausgeflogen
Nach Angaben des britischen Gesundheitsministeriums wurde ein mit dem Virus infizierter britischer Mediziner zur Behandlung nach London ausgeflogen. Der Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in Sierra Leone soll demnach in einer speziellen Isolierstation in London untergebracht werden sollte.
In Westafrika kämpfen die Staaten mit rigorosen Maßnahmen gegen die Epidemie. Nach Medienberichten soll das Verstecken von Ebola-Kranken in Sierra Leone unter Strafe gestellt werden. Das Verbergen eines Infizierten werde mit mindestens zwei Jahren Haft geahndet, berichtete die Online-Zeitung Awoko am Samstag. Das Parlament des Landes hatte ein entsprechendes Gesetz demnach am Freitag in einer Sondersitzung beschlossen. Präsident Ernest Bai Koroma muss dem Gesetz noch zustimmen.
Ärzte in Nigeria, die mehr als zwei Monate gestreikt hatten, wollen wegen der Ebola-Epidemie am Montag an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Das teilte die Ärztekammer des Landes mit. Die Ärzte hätten sich entschlossen, ihren Streik im Interesse der öffentlichen Gesundheitsversorgung vorerst einzustellen. Die Regierung wollte mehr als 16.000 Ärzte entlassen, weil sie ihre Arbeit während der Ebola-Krise beendet hatten. Der Präsident der Ärztekammer teilte mit, man habe sich mit der Regierung geeinigt.
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