Eigenständige Neurointensivstationen in Deutschland selten

Jena – Eigenständige Neurointensivstationen sind in Deutschland selten: Nur jedes fünfte Krankenhaus mit einer Abteilung für Neurologie oder Neurochirurgie kann eine solche anbieten. Neurointensivpatienten werden dann in der Regel auf interdisziplinären Intensiveinheiten behandelt.
Das zeigt eine Auswertung der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI). Die Fachgesellschaft fordert, dass Neurointensivmediziner auch auf den interdisziplinären Intensivstationen regelhaft vertreten sein sollten – ebenso wie Spezialisten anderer intensivmedizinischer Bereiche.
Zu den häufigsten Erkrankungen in Neurointensivstationen gehören Schlaganfälle, Blutungen im Gehirn oder in den Zwischenräumen des Gehirns, Hirntumore und Schädel-Hirn-Traumata.
Des Weiteren behandeln die Mediziner Infektionen wie bakterielle Hirnhautentzündung, Krampfanfälle, die schwer zu durchbrechen sind, Nerven- und Muskelerkrankungen mit schweren Lähmungen, Verletzungen oder Tumore der Wirbelsäule sowie alle Komplikationen, die mit neurologischen und neurochirurgischen Erkrankungen einhergehen.
„Neben der anästhesiologischen, der internistischen und pädiatrischen Intensivmedizin ist die Neurointensivmedizin einer der vier wichtigen Eckpfeiler in der Behandlung Schwersterkrankter“, hieß es aus der DGNI. Laut der Fachgesellschaft ist es in der Intensivmedizin von besonderer Bedeutung, dass sich die verantwortlichen Ärzte und Mitarbeiter auf das Fachgebiet der jeweiligen Partnerdisziplin einlassen.
„Eine monodisziplinäre Intensivmedizin mag weniger fachliche Diskussionen hervorrufen, stellt jedoch nur auf den ersten Blick die einfachere, aber für den Patienten sicherlich eine schlechtere Variante dar“, sagte DGNI-Experte Rainer Kram, Leiter der interdisziplinären Operativen Intensivstation am Universitätsklinikum Düsseldorf.
Bei den sehr aufwendigen strukturellen Herausforderungen für die Intensivmedizin bedarf es aus seiner Sicht einer hauptamtlichen intensivmedizinischen Leitung, die ausschließlich intensivmedizinisch arbeitet. Diese Leitung sollte im fachlich interdisziplinären Kontext arbeiten, unabhängig von welcher Fachdisziplin diese ursprünglich stamme.
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