Politik

Einsamkeit trifft nicht nur ältere Menschen

  • Montag, 26. Juni 2023
/BOOCYS, stock.adobe.com
/BOOCYS, stock.adobe.com

Magdeburg – Einsamkeit ist ein Phänomen, das nicht nur ältere Menschen betrifft, sondern auch bei Studie­renden oder Arbeitnehmern je nach Lebenssituation auftreten kann. Digitalisierung und Veränderung der Arbeitswelten könnten die Einsamkeit noch verstärken, bilanziert eine Studie der Universität Magdeburg, die heute vorgestellt wurde.

Etwa 14 Prozent der deutschen Bevölkerung fühlten sich manchmal einsam, sagte Projektleiterin Heike Ohl­brecht mit Verweis auf eine ältere bundesweite Untersuchung. Die Coronapandemie habe demnach zu star­ken Zuwächsen von Einsamkeitserfahrungen geführt.

Seien vor der Pandemie vor allem alte Menschen im Fokus gewesen, habe sich gezeigt, dass es während und nach der Pan­demie die 17- bis 29-Jährigen seien, die besonders hohe Zuwächse hätten.

In diesem Alter spielten Freundeskreise und Kontakte eine viel größere Rolle. Im Jugendalter bedeute Ein­sam­keit etwas anderes, als im Erwerbsleben oder in der Rente, sagte Ohlbrecht. Zumal ältere Menschen häu­fig besser mit Einsamkeit umgehen könnten.

Während für ältere Menschen Digitalisierung eine Möglichkeit sei, mit anderen Menschen oder der weiter entfernten Familie in Kontakt zu bleiben, könne Digitalisierung aber auch zu Vereinsamung führen, so Sozio­logie-Professorin Ohlbrecht. Dies betreffe zum einen Arbeiterinnen, die Wertschätzung und Anerkennung im Beruf vermissen.

Home-Office-Regelungen oder Digitalisierung der Berufe könne dies verstärken. Bei jüngeren Menschen könne der digitale Raum eine Überreizung bedeuten, so dass auch hier Gefühle von Einsamkeiten auftreten könnten.

Für ihre Untersuchung führten die Wissenschaftler aus Magdeburg 19 qualitative Interviews durch und bezo­gen auch Ergebnisse einer früheren Untersuchung aus dem vergangenen Jahr mit mehr als 360 Teilnehmern mit ein. Die Studie untersuchte vor allem die Bedeutung der Digitalisierung in Bezug auf Einsamkeit.

Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) gab bei der Vorstellung der Ergebnisse bezogen auf den Corona-Eindämmungsverordnungen zu, sich selbst hinterfragt zu haben, ob dies sinnhaft gewesen sei. Wenn immer mehr Menschen vereinsamten, dann habe das auch Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit.

„Einsamkeit ist kein neues Phänomen, aber viel zu lange hat sich niemand in der Öffentlichkeit getraut zu sagen: Ja, ich bin einsam.“ Das Land will daher eine Strategie entwickeln, um unter andrem Räume für Begeg­nung und Austausch zu schaffen.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung