Einschulungsuntersuchungen zeigen Veränderungen der kindlichen Entwicklung während der Coronapandemie

Tübingen/Erlangen – Die Coronapandemie hat die kindliche Entwicklung in vielen Bereichen verändert. Das zeigen Daten aus Einschulungsuntersuchungen im Landkreis Tübingen, die von einer Arbeitsgruppe auf dem 74. Wissenschaftlichen Kongress des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) Anfang April in Erlangen vorgestellt wurden (Grote S et. al.: Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung vor und nach der Coronapandemie im Landkreis Tübingen, Posterpräsentation).
Die Arbeitsgruppe hat Daten von 2.179 Kindern des Einschulungsjahrgangs 2020 mit den Daten von 2.336 Kindern aus dem Jahrgang 2023 verglichen. Betrachtet wurden jeweils Kinder im vorletzten Kindergartenjahr.
Im Fokus der Untersuchung standen verschiedene Entwicklungsbereiche: die Visuomotorik – also die Augen-Hand-Koordination –, der Sprachförderbedarf, der Body-Mass-Index (BMI) sowie der Impfstatus, die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen und das Mediennutzungsverhalten. Ziel war es, festzustellen, ob und in welchem Ausmaß sich pandemiebedingte Veränderungen bei den Einschulungskindern abzeichnen.
Es zeigte sich: Nach der Pandemie hatte ein höherer Anteil der Kinder Auffälligkeiten bei der Visuomotorik: Während 2020 53,8 Prozent der Kinder in diesem Bereich keine Auffälligkeiten zeigten, waren es 2023 nur noch 50,0 Prozent.
Der Anteil der Kinder mit Sprachförderbedarf sank zwar für den gesamten Landkreis von 19,1 Prozent (2020) auf 17,4 Prozent (2023). Dieser Förderbedarf variiert innerhalb des Landkreises jedoch stark: Der Anteil reicht je nach Gemeinde von 3,1 Prozent bis zu 38,5 Prozent.
Beim Körpergewicht zeigte sich eine Zunahme problematischer Befunde: Der Anteil der Kinder mit Adipositas stieg von 2,4 Prozent auf 3,1 Prozent. Parallel dazu wurde ein Anstieg des täglichen Medienkonsums festgestellt. Immer mehr Kinder verbringen mehr als eine halbe Stunde täglich mit digitalen Medien wie Fernsehen, Smartphone oder Tablet.
Positiv sieht das Wissenschaftsteam, dass die Masernimpfquote 2023 bei 95 Prozent lag. Auch die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen wie U7, U7a und U8 war hoch: Über 90 Prozent der Kinder des Jahrgangs 2023 hatten an diesen Untersuchungen teilgenommen.
Die Untersuchung weist laut der Arbeitsgruppe darauf hin, dass Einschulungsdaten nicht nur auf Landkreisebene, sondern auch auf Gemeindeebene betrachtet werden sollten, um Förderbedarfe gezielt zu erkennen.
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