Elektronische Gesundheitskarte: „Akzeptanz kommt von Nutzen!“

München – Ärzte und Patienten werden die elektronische Gesundheitskarte nur dann akzeptieren, wenn es gelingt, sinnvolle telemedizinische Anwendungen einzuführen. Davon zumindest ist der Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Franz-Joseph Bartmann, überzeugt. „Akzeptanz kommt von Nutzen. Und diesen Nutzen müssen wir nachweisen“, sagte er gestern auf dem 11. Europäischen Gesundheitskongress in München.
Aus Sicht Bartmanns, der auch Vorsitzender des Ausschusses Telematik der Bundesärztekammer ist, gibt es einen „riesigen Bedarf an Telemedizin“, den nur noch nicht alle erkannt hätten. „Letztlich geht es darum, den Ärzten verfügbar zu machen, was für ihre Arbeit erforderlich ist.“ Derzeit müssten sich Ärzte noch um vieles kümmern, was im Vorfeld einer Behandlung längst telemedizinisch hätte abgeklärt werden können.
Das „schwierige Projekt“ elektronische Gesundheitskarte hat nach Einschätzung von Arno Elmer, Hauptgeschäftsführer der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte (gematik), inzwischen einen „deutlichen Schritt nach vorn gemacht“. Wenn telemedizinische Anwendungen einen Mehrwert für Patienten und Ärzte schafften, werde auch die Karte schnell akzeptiert, unterstrich er. Entscheidend sei zunächst, das Gesundheitswesen zu vernetzen und eine gemeinsame Plattform zu etablieren. Er sieht die gematik, die gerade „die Datenautobahnen für das Gesundheitswesen baut“, auf einem guten Weg dorthin. „Spätestens im nächsten Jahr“, versprach Elmer, „wird eine von allen genutzte Infrastruktur stehen.“
Telemedizin funktioniere nicht ohne eine vernünftige Basisstruktur, bekräftigte Stefan Holzapfel, Manager Telematik bei der Deutschen Telekom. „Wir brauchen sektorenübergreifende Strukturen.“ Dadurch komme der wirkliche Nutzen von Anwendungen wie Telekonsultation, Teleradiologie oder Telemonitoring erst richtig zum Tragen. Was momentan geplant sei, gehe zwar in die richtige Richtung. Doch mit Blick auf die Erweiterungen der Anwendungen in ein paar Jahren müsse noch viel getan werden.
Rainer Bernnat, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Booz & Company, sieht seine Erwartungen nach dem „Reset“ des Projekts im Jahr 2009 noch nicht erfüllt. Bisher jedenfalls sei es nicht gelungen, „Deutschland international als Innovationsmotor im Informatikbereich zu positionieren“, sagte Bernnat, der das Projekt elektronische Gesundheitskarte seit 17 Jahren begleitet.
Ideal wäre aus seiner Sicht, wenn der Staat die Aufgabe übernähme, zunächst die Infrastruktur aufzubauen. Danach würde er es Industrie, Verbänden und den anderen im Gesundheitswesen Beteiligten überlassen, im Wettbewerb Lösungen für telemedizinische Anwendungen anzubieten.
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