Eltern mit Kinderkrankengeld fallen aufgrund psychischer Belastung häufig aus

Berlin – Im vergangenen Jahr haben deutlich mehr berufstätige Eltern Kinderkrankengeld bezogen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Demnach stiegt die Anzahl der AOK-Mitglieder, die diese Leistung in Anspruch nahmen, im Vergleich zum Vorjahr um 37 Prozent. Dabei wurde Kinderkrankengeld besonders während der vierten Coronawelle in den Monaten Oktober und November 2021 genutzt.
Zudem zeigt die WIdO-Auswertung, dass Eltern, die Kinderkrankengeld beansprucht haben, auch im Jahr 2021 vermehrt wegen psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig waren: Der Anteil psychisch bedingter Arbeitsunfähigkeitsfälle lag in dieser Gruppe fast ein Viertel (24,2 Prozent) höher als in der Vergleichsgruppe aller AOK-versicherten Erwerbstätigen. Diese Tendenz zeigt sich auch bei den Muskel- und Skelett- und den Atemwegserkrankungen.
Eltern mit Kinderkrankengeld fielen wegen einer psychischen Erkrankung im Durchschnitt zwar häufiger aus, waren jedoch weniger Tage arbeitsunfähig als Erwerbstätige mit psychisch bedingter Arbeitsunfähigkeit und ohne Bezug von Kinderkrankengeld: Sie fielen pro Fall 6,7 Tage weniger aus (20,3 Tage je Fall) als die Vergleichsgruppe aller AOK-Mitglieder mit einer identischen Alters- und Geschlechtsstruktur (27,0 Tage je Fall).
„Dass diese Eltern häufiger psychisch erkranken, lässt eine erhöhte Belastung vermuten“, sagte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO. Es sei anzunehmen, dass das erweiterte Kinderkrankengeld geholfen hat, die großen pandemiebedingten Belastungen besser zu bewältigen.
Insgesamt ist die Akzeptanz des Kinderkrankengeldes in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen: Während im Jahr 2012 nur 2,1 Prozent aller AOK-Mitglieder das Kinderkrankengeld nutzten, waren es 2021 bereits 4,4 Prozent.
Somit haben von den 14,6 Millionen erwerbstätigen AOK-Mitgliedern circa 634.500 mindestens einmal Kinderkrankengeld in Anspruch genommen.
Nach wie vor sind es vor allem die Mütter, die ihr krankes Kind pflegen: Ihr Anteil an allen AOK-Mitgliedern lag 2021 bei 6,7 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie bei den Männern.
Jedoch steigt der Anteil der Männer, die Kinderkrankengeld beanspruchen: Während 2012 nur 0,9 Prozent aller männlichen AOK-Mitglieder Kinderkrankengeld nutzten, waren es 2021 bereits 2,5 Prozent.
Der Analyse des WIdO liegen die Daten von knapp 14,6 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmern zugrunde, die 2021 in mehr als 1,6 Millionen Betrieben beschäftigt waren.
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