Endokrinologen raten bei Glukokortikoidtherapie zur Osteoporoseprävention

Göttingen – Ärzte sollten bei Patienten mit einer längerfristigen Glukokortikoid-Therapie stets an das Risiko einer sekundären Osteoporose denken und eine entsprechende Prävention vorsehen. Das rät die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).
Bei Patienten, die aufgrund einer entzündlichen Erkrankung wie Rheuma, Autoimmunerkrankungen oder Allergien Kortison in hohen Dosen einnehmen, kann das eigentlich lebenswichtige Hormon zu einem Knochenschwund führen.
„Die kortisoninduzierte ist die bedeutendste einer durch Medikamente hervorgerufenen Osteoporose. Schon nach wenigen Monaten Therapie kommt es zu einem verstärkt einsetzenden Knochenabbau“, erläutert Heide Siggelkow, DGE-Kongresspräsidentin und Ärztliche Leiterin des MVZ Endokrinologikum in Göttingen.
Bei einer sich über mehrere Jahre erstreckenden Behandlung mit Kortison erleiden laut Siggelkow etwa die Hälfte der Patienten eine manifeste Osteoporose mit zahlreichen Knochenbrüchen.
In Deutschland leiden laut der Fachgesellschaft von den rund sechs Millionen Osteoporosepatienten rund 300.000 unter einer sekundären Osteoporose aufgrund einer Kortikoidtherapie. Brüche träten bevorzugt im Bereich der Wirbelkörper auf, aber auch Rippen und Oberschenkel könnten betroffen sein.
Laut Siggelkow lässt sich nicht sagen, ab welcher Dosis genau eine Glukokortikoidgabe für den Knochen schädlich ist. „Wir wissen aber, dass bereits nach wenigen Monaten auch bei einer niedrig dosierten Therapie nachweislich ein signifikant erhöhtes Frakturrisiko besteht“, so die Expertin.
Behandelnden Ärzten rät sie daher, vor jeder Therapie eine individuelle Risikoabklärung mit dem Patienten vorzunehmen. Zeitgleich mit dem Beginn der Glukokortikoid-Therapie sollten medikamentöse Maßnahmen zur Vorbeugung ungünstiger Effekte auf die Knochenfestigkeit starten und bis ein Jahr über das Therapieende hinaus fortgeführt werden.
„Das wird in der Praxis oft nicht so gehandhabt. Meist wird erst gehandelt, wenn die Knochendichte bereits stark abgenommen oder der Patient sogar einen Bruch erlitten hat. Oder die Therapie wird direkt mit Ende der Glukokortikoidgabe beendet, obwohl das Bruchrisiko über ein Jahr danach noch erhöht bleibt“, warnte sie.
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