Enge Überwachung von Patienten nach orthopädischen Operationen mittels Fragebögen senkt Behandlungskosten

Berlin – Patienten, die eine Hüft- oder Kniegelenkprothese erhalten haben, profitieren von einer engmaschigen Betreuung mit der Hilfe von standardisierten Patientenfragebögen (PROMs). Das berichtet eine Arbeitsgruppe der des Fachbereiches „Management im Gesundheitswesen“ der Technischen Universität Berlin nach Abschluss ihres Projektes „PROMoting Quality“.
Das Forschungsteam teilte 7.800 Patientinnen und Patienten in eine Kontroll- und in eine Interventionsgruppe. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmenden lag bei 66 Jahren. 31 Prozent der Hüftpatienten waren normalgewichtig, 36 Prozent übergewichtig, 33 Prozent adipös. Bei den Kniepatienten waren 13 Prozent normalgewichtig, 34 Prozent übergewichtig und 53 Prozent adipös. Elf Prozent der Studienteilnehmenden waren an Diabetes erkrankt. Zwei Drittel waren Frauen.
Die Kontrollgruppe wurde bei Aufnahme ins Krankenhaus, bei der Entlassung und nach einem Jahr nach der OP befragt. Die Interventionsgruppe wurde zusätzlich zu diesen drei Zeitpunkten nach einem Monat sowie nach drei und sechs Monaten nach der OP befragt. Die Befragung erfolgte mit standardisierten Fragebögen, sogenannten „Patient Reported Outcome Measures“, kurz PROMs.
„Mit diesen PROMs erfragten wir die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie die physische Funktionalität und Mobilität der Patienten. Um die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu bewerten, wurden die Patienten gebeten, Angaben zu verschiedenen Dimensionen wie Angst, Depression, Schmerz, Erschöpfung und Selbstständigkeit zu machen. Die physische Funktionalität und Mobilität der eingesetzten Hüft- beziehungsweise Knieprothesen wurde durch gezielte Fragen untersucht – beispielsweise, wie gut der Patient gehen und Treppen steigen kann, also wie belastbar das künstliche Gelenk ist“, erläuterte Lukas Schöner aus der Arbeitsgruppe.
Es zeigte sich: In der Interventionsgruppe der Hüftoperierten verbesserte sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie die physische Funktionalität und Mobilität zwischen Aufnahme und nach einem Jahr nach der OP signifikant im Vergleich zur Kontrollgruppe. Gleichzeitig sanken die Angst- und Depressionssymptome im Vergleich zur Kontrollgruppe.
In der Interventionsgruppe der Knieoperierten zeigte sich zwar bei den Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und bei der physischen Funktionalität und Mobilität eine positive Tendenz, aber die Befragung erbrachte kein statistisch valides Ergebnis gegenüber der Kontrollgruppe. Ein leicht signifikanter Effekt zeigte sich in der Senkung der Depressionssymptome.
Hinsichtlich der Kostensenkung stellt sich bei der Interventionsgruppe ebenfalls ein positives Bild dar. Ohne die OP-Kosten fielen für einen Patienten mit einer Hüftprothese in der Kontrollgruppe 5.432 Euro an. In der Interventionsgruppe waren es nur 4.226 Euro. Bei Knieoperierten lagen die Kosten für einen Patienten ohne OP-Kosten in der Kontrollgruppe bei 6.680 Euro gegenüber den Kosten von 5.298 Euro für einen Patientin in der Interventionsgruppe.
Die verringerten Kosten in der Interventionsgruppe beruhen laut der Arbeitsgruppe vor allem darauf, dass die Patienten in den zwölf Monaten nach der OP den Hausarzt im Schnitt ein bis zweimal weniger aufsuchen mussten als die Patienten in der Kontrollgruppe. Außerdem wurde in der Interventionsgruppe weniger Physiotherapie in Anspruch genommen.
„Wir konnten mit unserer Studie zeigen, dass trotz eines Mehraufwandes – durch die Vorhaltung von Personal als Ansprechpartner für die Patienten in der Interventionsgruppe, das Monitoring der erhobenen Daten, Installation und Betreuung der Software – sich dennoch die Kosten verringerten, die Versorgung besser auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt und der Behandlungserfolg insgesamt gesteigert werden konnte“, lautet das Fazit des Forschungsteams.
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