Entscheidung des G-BA gegen Chronikerprogramm Depression in der Kritik
Berlin – Der ehemalige Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Rainer Hess, bedauert die Entscheidung des obersten Gremiums der ärztlichen Selbstverwaltung, Depression nicht als Disease-Management-Programm (DMP) aufzulegen. „Ein strukturiertes Behandlungsprogramm Depression würde einen Prozess zur Verbesserung der Behandlungsqualität einleiten“, sagte Hess bei dem Kongress „Psychische Gesundheit 2030“ am 18. September in Berlin.
Der G-BA hatte zuvor angekündigt, vier chronische Erkrankungen auf ihre Eignung als DMP überprüfen zu wollen. Die Entscheidung gegen Depression begründete der G-BA unter anderem mit der Überarbeitung der Psychotherapie-Richtlinie, die Vorrang habe. Außerdem gebe es keine evaluierten Selbsthilfeprogramme für Depressionspatienten.
Hess räumte ein, dass es akute Versorgungsprobleme gebe, die man vor der Einführung eines DMP lösen sollte. Außerdem würden die Hausärzte mit der Koordinatorenfunktion bei einem zusätzlichen DMP Depression womöglich überfordert und auch die Schulungsprogramme seien recht aufwendig. Gleichzeitig wies er aber darauf hin, dass psychische Erkrankungen nicht aus den Chronikerprogrammen ausgeklammert werden dürften.
Über den Kooperationsverbund Gesundheitsziele.de, dessen Vorsitzender Hess auch ist, will er „nicht lockerlassen, sich in die Arbeit des G-BA einzumischen“. Ein Nationales Gesundheitsziel sei es, Depression frühzeitig zu erkennen und nachhaltig zu behandeln. Darüber hinaus sei es dringend notwendig, die Fortbildung der Ärzte auf der Grundlage der Nationalen Versorgungsleitlinie Depression von 2010 zu intensivieren.
Der Direktor der Instituts für medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Martin Härter, machte bei dem Kongress darauf aufmerksam, dass „40 Prozent der Hausärzte diese S3-Leitlinie zur unipolaren Depression nicht kennen“.
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