Vermischtes

Fachgesellschaft fordert ein Chronikerprogramm Depression

  • Freitag, 29. August 2014

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) fordert ein Chronikerprogramm (Disease Management Program, DMP) für Depressionskranke und kritisiert den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) für seine Entscheidung, ein solches zunächst nicht aufzulegen.

In ihrem Koalitionsvertrag haben die Regierungspartner Ende 2013 die Entwicklung weiterer Disease-Management-Programme für Krankheiten mit besonders großen Versorgungsproblemen angekündigt – unter anderem für Rückenleiden und Depression. Die DGPPN hatte daraufhin einen Antrag für eine DMP Depression vorgelegt. Am vergangenen Donnerstag hatte der G-BA in Berlin bekannt gegeben, rheumatoide Arthritis, chronische Herzinsuffizienz, Osteoporose und Rückenschmerz auf ihre Eignung für strukturierte Behandlungsprogramme zu prüfen.

Laut Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied im G-BA und Vorsitzende des zuständigen Unterausschusses „Disease-Management-Programme“, bedeutet die Entscheidung weder, dass für die genannten Erkrankungen zwangsläufig DMPs entwickelt werden – noch, dass keine weiteren Vorschläge geprüft werden. Ein DMP Depression werde es vorerst jedoch nicht geben.

Der G-BA begründete seine Entscheidung gegen eine DMP Depression damit, dass momentan die Richtlinie Psychotherapie überarbeitet werde. Außerdem gäbe es keine evaluierten Selbsthilfeprogramme für Depressionspatienten, und es existiere international wenig Erfahrung mit DMPs bei dieser Indikation – beides gesetzliche Vorgaben zur Entwicklung strukturierter Behandlungsprogramme.

Beides ist laut der DGPPN aber falsch, die Begründung des G-BA gebe nicht den Stand der internationalen Forschung wieder. „Es liegt insgesamt eine Vielzahl unterschiedlicher evidenzbasierter Konzepte und Anwendungsmöglichkeiten von Psychoedukation bei Depression vor“, sagte Wolfgang Maier, Präsident der DGPPN und Mitautor des Antrags für ein DMP Depression.

Insgesamt zeige die internationale Evidenz, dass die Behandlung depressiver Patienten in innovativen Versorgungsnetzen auf mehreren Ebenen zu positiven Ergebnissen führe. „Neben einem langfristig verbesserten Behandlungsergebnis sind auch aus gesundheitsökonomischer Perspektive günstige Effekte zu erwarten, denn die Kosten für psychische Erkrankungen werden durch die Einführung optimierter Versorgungsprogramme reduziert“, so Maier.

Die Fachgesellschaft fordert, psychische Erkrankungen nicht länger zu vernachlässigen und die Versorgung der betroffenen Menschen nachhaltig zu verbessern. „Ein DMP Depression wäre hier ein richtiger Weg“, hieß es aus der DGPPN.

hil

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