Epilepsie bei Kindern: Kalziumkanal-Gene könnten Therapieauswahl erleichtern
Cincinnati – Genetische Untersuchungen könnten in Zukunft dazu dienen, eine optimale und individualisierte Behandlung für Kinder mit Absence-Epilepsie zu finden. Laut einer Studie unter der Leitung von Tracy Glauser vom Comprehensive Epilepsy Center des Cincinnati Children’s Hospital Medical Center verursachen die jeweiligen Gene die teils großen Unterschiede im Ansprechen auf die Medikation. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse in Annals of Neurology (2017; doi: 10.1002/ana.24886).
Absence-Epilepsie des Kindesalters (CAE) ist die häufigste Form der kindlichen Epilepsie. CAE ist charakterisiert durch Absence-Anfälle, während derer die Kinder in den Raum starren, ohne ihre Umgebung wahrzunehmen. Die Anfälle sind zwar kurz, können jedoch bis zu hundert Mal am Tag auftreten. Außerdem haben die Kinder häufig Konzentrationsschwächen. Die Erkrankung beginnt meist zwischen dem vierten und achten Lebensjahr. Bei einigen verschwinden die Anfälle im jungen Erwachsenenalter, bei anderen schlagen sie später in schwerere Anfälle um.
Ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden genetischen Faktoren der Erkrankung und die Art, wie einzelne Patienten auf die Behandlung reagieren, soll nun dabei helfen, die bestmögliche Therapie für jedes Kind mit Absence-Epilepsie auszuwählen, so die Forscher. Sie konzentrierten sich auf drei Gene, die für T-Typ Kalziumkanäle kodieren, die bei einer Absence-Epilepsie involviert sind. Diese T-Typ Kalziumkanäle helfen dabei, die neuronale Feuerungsrate zu kontrollieren. Außerdem untersuchten sie ein Gen, das für einen Transporter kodiert, der Medikamente aus dem Hirn abtransportiert. Die Forscher bezogen für ihre Studie Effekte dreier Medikamente für Absence-Epilepsie ein (Ethosuximid, Valproinsäure und Lamotrigin) und verglichen 446 Kinder.
Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass zwei bestimmte Varianten der Kalziumkanäle häufig bei denjenigen Kindern auftreten, bei denen Ethosuximid keine Wirkung zeigte. Zwei andere Varianten der Kalziumkanäle wiederum lagen insbesondere bei Kindern vor, bei denen Lamotrigin wirkungslos blieb. Eine bestimmte Variante des Transporters bringen die Forscher zudem mit persistierenden Anfällen in Verbindung. Aufgrund dieser Ergebnisse schlussfolgern die Forscher, dass die genetische Variante des Kalziumkanals eine erhebliche Rolle beim Ansprechen des Patienten auf die Medikamente spielt.
Das Team betont, dass nach diesen Ergebnissen eher grundsätzlicher Art weitere Forschung notwendig ist, um mehr über die Gene, die bei der Absence-Epilepsie eine Rolle spielen, zu lernen. Dies könnte helfen, personalisierte Therapien zu entwickeln, so die Forscher.
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