Vermischtes

Epilepsiekranke wollen raus aus der Stigmatisierung

  • Freitag, 8. Juli 2016

Mainz – Epilepsiekranken wird häufig noch mit Vorurteilen begegnet. „Wir wollen raus aus der Stigmatisierung“, sagte Stefan Conrad, Vorsitzender der Deutschen Epilepsie­ver­einigung, vor einer Tagung seines Dachverbands von Selbsthilfegruppen in Mainz. „Das ist eine Krankheit, mit der man eigentlich leben kann – ich spreche aus eigener Er­fahrung“, sagte Conrad. Angesichts verbreiteter Vorurteile neigten Betroffene oft dazu, sich zurückzuziehen und zu isolieren. In den Selbsthilfegruppen gebe es vielfache Hilfe­stellung zur Befreiung ihrer Lebensmöglichkeiten.

Das Auftreten von Epilepsie im Alter nehme zu, erklärt die Leiterin des Epilepsie­zentrums Hessen an der Uniklinik Marburg, Susanne Knake. Umso wichtiger werde angesichts des demografischen Wandels das Zusammenwirken von medizinischer Betreuung und sozialer Beratung. „Durch die richtige Therapie kann man Lebensläufen eine andere Wen­dung geben, da hat sich in den letzten 20 Jahren viel getan“, sagte die ebenfalls an der Tagung teilnehmende Professorin.

Wichtig ist nach Angaben der Expertin eine frühzeitige Erkennung mit Hilfe von EEG- und MRT-Bildern. Dabei komme es auf die sorgfältige Auswertung der Befunde an, möglichst in enger Zusammenarbeit von Radiologen und Neurologen. „Mit der richtigen Diagnose und einer spezifischen Behandlung kann man vielen Patienten helfen, die früher als nicht therapierbar galten“, erklärte Knake.

Zu den Hinweisen auf eine mögliche Epilepsieerkrankung gehören zum Beispiel kurz­fris­tige Absencen, also vorübergehende Aussetzer im Bewusstsein, ein starrer Blick mit Nes­teln der Hände oder kurze heftige Bewegungen im Schlaf. „Es lohnt sich, gerade am An­fang einer Erkrankung genau hinzuschauen“, riet die Professorin.

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie (DGfE) erkrankt etwa ein Prozent aller Menschen an einer Epilepsie, bei der es sich um eine Störung im Zusam­menwirken der insgesamt etwa 20 Milliarden Nervenzellen des Gehirns handelt. Epilep­tische Anfälle können einzeln oder wiederholt auftreten, fokal – an einem bestimmten Ort im Gehirn – oder generalisiert – das ganze Gehirn umfassend.

dpa

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