Erdnussallergie vermeiden: Überarbeite US-Leitlinie gibt Tipps zur Risikoreduktion

Arlington Heights – Ärzte, die das Risiko eines Kindes kennen, eine Erdnussallergie zu entwickeln, bekommen jetzt eine Anleitung, diese Entwicklung zu verhindern. Die aktualisierten Leitlinien des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) dazu wurden heute in den Annals of Allergy, Asthma & Immunology (2017; doi: 10.1016/j.anai.2016.10.004) veröffentlicht. Grundlage der Überarbeitung war die Learning-Early-About-Peanut-Allergy-(LEAP-)Studie.
Der hier empfohlenen frühzeitigen Säuglingsernährung mit Erdnussprodukten stehen Margitta Worm vom Allergie-Centrum-Charité und Kirsten Beyer von der Klinik für Pädiatrie in Berlin noch zurückhaltend gegenüber. Ob diese Empfehlungen für Kinder mit Neurodermitis auch für andere Länder, in denen die Prävalenz der Erdnussallergie viel niedriger ist als in England oder den USA, übernommen werden soll, wird zurzeit intensiv diskutiert, sagte Beyer in einem Interview mit dem dem Deutschen Ärzteblatt.
Die LEAP-Studie hatte gezeigt, dass das Risiko einer Erdnussallergie bei Kindern mit einer besonders hohen Anfälligkeit, um 81 Prozent verringert werden kann. Für die Studie wurden Daten von 640 Kindern ausgewertet.
Die neuen Leitlinien definieren, wann ein hohes, ein mittleres und wann ein niedriges Risiko vorliegt, dass ein Kind eine Erdnussallergie entwickelt. Ein hohes Risiko haben demnach jene, die ausgeprägte Ekzeme und/oder eine Allergie gegen Eier haben. In diesem Fall empfiehlt die Leitlinie, Kindern frühestmöglich (nach vier bis sechs Monaten) erdnusshaltige Nahrung zukommen zu lassen.
Erst wenn der Allergologe das Risiko als unbedenklich einstuft, nimmt das Kind die erste Portion erdnusshaltige Säuglingsernährung unter Aufsicht des Arztes zu sich, erklärt der Allergologe Matthew Greenhawt vom American College of Allergy, Asthma and Immunology (ACAAI). Voraussetzung seien aber ein IgE-Antikörper-Test sowie ein Pricktest, die entscheidende Grenzwerte liefern. Kinder, die im Hauttest auf das Allergen mit einer acht Millimeter großen Rötung reagieren, haben sehr wahrscheinlich eine Erdnussallergie. Bei ihnen sollten laut Leitlinie weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Hat die Rötung einen Durchmesser von drei bis sieben Millimetern, kommt ein Essversuch im Arztzimmer oder eine orale Nahrungsmittelprovokation infrage.
„Kinder, die im Allergietest eine erhöhte Sensibilität für das Erdnussallergen zeigten, profitierten in der LEAP-Studie am meisten von einer frühen erdnusshaltigen Ernährung“, berichtet Greenhawt. Dabei sei aber zu bedenken: Der Nachweis einer Erdnusssensibilisierung durch spezifische IgE-Antikörper im Blut oder einen positiven Haut-Prick-Test macht die Diagnose einer Erdnussallergie nicht eindeutig. Über die Ergebnisse der LEAP Studie wurde bereits berichtet.
US-Empfehlungen bei mittlerem und niedrigem Risiko
Kindern mit mittlerem Risiko müssen eine Ernährung mit erdnusshaltigen Lebensmitteln laut der Leitlinie nicht unbedingt mit ihrem Arzt abstimmen. Manche Eltern und Ärzte ziehen es vor, zur Sicherheit einen Allergietest durchzuführen oder die erste Fütterung beim Arzt vorzunehmen. Im Alter von sechs Monaten steht einer erdnusshaltigen Ernährung dann nichts mehr im Weg.
Das gleiche gilt für Kinder mit geringem Risiko, die weder Neurodermitis noch eine Eiallergie aufweisen. Dosierungsbeispiele für mit Erdnussbutter angereicherte Frucht- oder Gemüsebreis sind in der Studie aufgelistet. Diese sollten aber nicht die erste feste Nahrung sein, die Eltern ihrem Nachwuchs anbieten. Ebenfalls ausgeschlossen von den nussigen Breirezepten sind kranke Kinder, die etwa eine Erkältung oder Magen-Darm-Probleme haben. Eltern und Ärzte sollten die Aspirationsgefahr bedenken, heißt es in der Leitlinie. Ganze Erdnüsse seien nicht für Säuglinge geeignet, warnt die Kinderärztin Beyer.
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