Vermischtes

Essstörungen bei Kletterern: Sportarzt mahnt strengere Regeln an

  • Mittwoch, 26. Juli 2023
/picture alliance, Angelika Warmuth
/picture alliance, Angelika Warmuth

München – Vor dem WM-Start am kommenden Dienstag hat Sportmediziner Volker Schöffl den Kletter-Welt­verband IFSC dazu aufgefordert, strengere Regeln gegen Essstörungen einzuführen.

„Klettern hat ein Gewichtsproblem“, sagte der Mannschaftsarzt der deutschen Sportkletterer. Es gebe mangel- und minderernährte Athleten, die massiv gefährdet seien. „Man muss diese Athleten ermitteln und zum Selbst­schutz mit einer Sperre belegen“, forderte der Experte weiter.

Schöffl ist Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Sportmedizin am Klinikum Bamberg. Seit 2009 war er Mitglied der medizinischen Kommission im Weltverband – einem beratenden Gremium ohne Entscheidungs­gewalt.

Anfang Juli war Schöffl aus Protest zurückgetreten. Sein Vorwurf: Der IFSC fehle der Wille, strengere Zugangs­regeln zu Weltcups und damit wirkungsvolle Maßnahmen gegen Essstörungen zu implementieren. Der Trend unter Kletterern, dünner sein zu wollen, hat sich nach Schöffls Einschätzung verstärkt.

„Es ist ein Vorteil im Klettersport, wenn man leichter ist. Wenn ich mit der gleichen Kraft weniger Gewicht hochheben muss, kann ich mich natürlich länger festhalten und weiter klettern“, sagte der Sportmediziner. In der Weltspitze seien einige Athleten mit einer Essstörung. „Die dürften eigentlich nicht starten.“

Was den Mediziner besonders ärgert: Die IFSC hätte eine gute Datengrundlage, um strengere Regeln durch­zusetzen. 2022 sammelten die Ärzte bei jedem Weltcup Gesundheitswerte der Athleten.

„Wir setzten dabei immer noch auf den Body-Mass-Index (BMI) beziehungsweise den Massenindex. Der Mas­senindex ist eine Abänderung des Body-Mass-Index, der dünne Sportler bevorzugt, damit sie nicht falsch pa­thologisch auffallen. Die Gliedmaßenlänge wird noch eingerechnet“, erklärte Schöffl.

Die IFSC teilte mit, dass man sich des Problems bewusst sei. Aktuell werde an einer neuen Methode zur Beurteilung des Schwellenwertes geforscht.

„Es mag den Anschein haben, dass das Verbot von Athleten, die als zu dünn oder zu leicht gelten, eine ein­fache Lösung ist. Aber für die IFSC kann das Gewicht allein oder ein einfacher BMI-Parameter nicht die tat­sächliche Gesundheit definieren“, hieß es.

dpa

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