Ausland

EU-Abgeordnete wollen Änderungen an bisherigen Plänen zu EU-Impfzertifikat

  • Mittwoch, 28. April 2021
/picture alliance, Frank Hoermann, SVEN SIMON
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Brüssel – Abgeordnete im EU-Parlament haben weitgehende Änderungen an den EU-Plänen für ein ein­heitliches Impfzertifikat zum Reisen in Europa angemahnt.

Parlamentarier verschiedener Fraktionen spra­chen sich während einer Parlamentsdebatte heute unter anderem dafür aus, dass nur von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) geprüfte Impfstoffe für das Zertifikat zulässig sein sollten. Auch sollten die EU-Länder Coronatests kostenfrei anbieten und Geimpfte bei Grenzübertritten von Test- und Quarantänepflichten befreien.

Die EU-Kommission hatte auf Wunsch der Mitgliedstaaten die Einführung eines „grünen Zertifikats“ in die Wege geleitet. Es soll Aufschluss darüber geben, ob ein Mensch das Coronavirus weiter­verbreiten kann oder zumindest wie wahrscheinlich dies ist. Die Entscheidung, welche Beschränkungen dann auf­gehoben werden, soll aber den einzelnen EU-Ländern obliegen.

Die Bürger müssten wissen, was sie mit dem Zertifikat tun können, sagte die niederländische Liberale Sophie In't Veld. „Was bringt denn sonst eine gemeinsame europäische Regelung?“ Es müsse den Mit­glied­staaten daher verboten sein, bei Einreise mit dem Pass trotzdem noch Test- und Quarantäne­pflich­ten beizubehalten. Die EU-Länder wollen sich dies aber vorbehalten.

Weiterer Streit droht mit Blick auf russische und chinesische Impfstoffe. Grundsätzlich sollen nur Im­pfun­gen mit den in der EU zugelassenen Vakzinen in das Impfzertifikat eingetragen werden können. Die Pläne sehen aber vor, dass Mitgliedstaaten auch andere Mittel akzeptieren können. Einige EU-Länder, vor allem Ungarn verimpfen nämlich auch das russische Mittel Sputnik V und Impfstoffe chine­sischer Produktion.

„Nur von der EMA autorisierte Impfstoffe sollten akzeptiert werden“, forderte In't Veld. Das sei eine Frage des Vertrauens in das System. Die EMA prüft bislang eine Zulassung von Sputnik V, verwies bislang aber auf fehlende Informationen. Eine EU-Zulassung chinesischer Vakzine stand bislang nicht ernsthaft zur Debatte.

Vor dem Hintergrund, dass das Zertifikat auch negative Testergebnisse enthalten soll, sollten die Mit­glieds­­­­staaten nach Ansicht der Abgeordneten kostenfreien Coronatests anbieten. Nach Parlaments­anga­ben variieren die Kosten hier stark: In einigen Ländern werden demnach dreistellige Euro-Beträge für einen Abstrich fällig.

„Das Zertifikat ist gratis, die Tests müssen es auch sein“, sagte der Vorsitzende des Parlamentsaus­schus­ses für bürgerliche Freiheiten, Juan López Aguilar. EU-Justizkommissar Didier Reynders wandte hingegen ein, dass die Kostenübernahme für medizinische Leistungen in der Kompetenz der Mitglieds­staaten liege und nicht von Brüssel aus vorgeschrieben werden könne.

Das EU-Parlament sollte am Nachmittag zunächst über entsprechende Änderungsanträge an den von der Kommission vorgelegten Plänen abstimmen. Das Abstimmungsergebnis über den finalen Text soll mor­gen vorliegen.

Anschließend beginnen die Verhandlungen mit dem Rat der Mitgliedstaaten. Justizkommissar Reynders warnte die Abgeordneten, sich einer Einigung zu widersetzen. „Wenn wir politisch liefern, wird die tec­hnische Lösung rechtzeitig fertig sein.“

Andernfalls drohe ein Flickenteppich in Europa, „mit einer Vielzahl von möglicherweise inkompatiblen nationalen Lösungen“. Das Zertifikat soll rechtzeitig zu Beginn der Sommertourismussaison Ende Juni eingeführt werden.

afp

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