Medizin

Europa: Mehr Kombinierte Antibiotika­resistenzen bei E. coli und Acinetobacter

  • Freitag, 17. November 2017
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Stockholm – Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. So könnte der jüngste Report des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) zur Situation der Antobiotikaresistenzen überschrieben sein. Vor allem in Süd- und Südosteuropa und bei E. coli und Acinetobacter steigt die Zahl der Isolate, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Bei Klebsiella pneumoniae bahne sich dagegen eine Stabilisierung an, und die Zahl der methicillin-resisten Staphylococcus aureus (MRSA) in Krankenhäusern ist laut dem Bericht sogar rückläufig, wenn auch auf hohem Niveau.

Der jährliche Report, der anlässlich des 10. European Antibiotic Awareness Day am 18. November veröffentlicht wird, enthält die Daten, die das European Antimicrobial Resistance Surveillance Network (EARS-Net) für das Jahr 2016 zusammengetragen hat.

Bei Klebsiella pneumoniae waren mehr als ein Drittel der Isolate gegenüber mindestens einer Antibiotikagruppe resistent. Die kombinierte Resistenz gegen drei oder mehr der antimikrobiellen Gruppen war der häufigste Resistenz-Phänotyp. 

Es gibt laut ECDC zwar einige Anzeichen dafür, dass sich die Gesamtsituation der Resistenzen bei K. pneumoniae stabilisiert hat. Bei den kombinierten Resistenzen gegen Fluorchinolone, Cephalosporine der dritten Generation und Aminoglykoside zeige sich sogar eine leichte signifikante Abnahme. In einigen südeuropäischen Ländern, namentlich Italien und Griechenland, sind die Resistenzen gegen Carbapeneme jedoch weiterhin hoch. Wenn diese Keime dann noch gegen Colistin resistent sind, sind die therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft. 

Bei E. coli haben die Resistenzen gegen Cephalosporine der dritten Generation und die kombinierte Resistenz gegen Cephalosporine der dritten Generation, Fluorchinolone und Aminoglykoside im Zeitraum zwischen 2013 und 2016 signifikant zugenommen mit einem klar zu erkennenden Nord-Süd-Gefälle. Resistenzen gegen Carbapeneme sind jedoch weiterhin sehr selten (weniger als 0,1 Prozent der Isolate).

Bei Acinetobacter gibt es neben einem Nord-Süd- auch ein West-Ost-Gefälle. In Polen, vor allem aber in den baltischen Staaten haben die Resistenzen zugenommen. Der häufigste Phänotyp ist eine kombinierte Resistenz gegen Fluorchinolone, Amino­glykoside und Carbapeneme. Auf ihn entfielen im Jahr 2016 fast die Hälfte der berichteten Isolate. Zehn von 26 Ländern wiesen bei dieser kombinierten Resistenz einen Prozentsatz von 50 oder mehr auf. In diesen Ländern sind die Behandlungs­möglichkeiten nach Einschätzung der ECDC ernsthaft eingeschränkt.

Bei den MRSA gibt es weiterhin Zeichen der Entspannung. Der Anteil der Isolate ist zwischen 2013 und 2016 signifikant zurückgegangen. Noch immer weisen jedoch zehn von 30 Ländern einen MRSA-Anteil von über 25 Prozent auf.

Vancomycin-resistente Enterococcus faecium sind dagegen häufiger geworden. Die ECDC verzeichnet für sieben von 25 Ländern steigende Trends. Die Resistenzen treten überwiegend in Ländern auf, in denen auch Antibiotikaresistenzen gegen andere Erreger häufiger auftreten.

rme

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