Politik

RKI liefert Referenzdaten für Antibiotikaeinsatz und Resistenzentwicklung

  • Donnerstag, 16. November 2017
/Geza Farkas, stock.adobe.com
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Berlin – Bei dem Problem der Antibiotikaresistenzen geht es immer wieder auch um das Thema „Wissen“ – auf ärztlicher Seite und auf der Seite der Patienten. „Im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen ist entscheidend, dass Antibiotika nur dann eingesetzt werden, wenn es medizinisch erforderlich ist. Deshalb ist es wichtig, die Fortbildung für medizinisches Personal und das öffentliche Bewusstsein weiter zu stärken“, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) heute anlässlich des Europäischen Antibiotikatags am 18. November.

Deutschland habe mit der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020) die erforderlichen Maßnahmen im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen gebündelt, so der Minister. Zum Beispiel stehe Krankenhäusern durch das Hygieneförderprogramm bis zum Jahr 2019 insgesamt 460 Millionen Euro zur Verfügung, um gut ausgebildetes Personal zu fördern.

Aber auch das Wissen um den Einsatz von Antibiotika und die konkrete Resistenz­entwicklung ist wichtig: „Daten zum Antibiotikaverbrauch tragen dazu bei, kritische Bereiche im Krankenhaus zu identifizieren, die Wirksamkeit von Maßnahmen zu überwachen und eine gezieltere Verordnungspraxis zu erreichen“, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler.

Das RKI biete mit der Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance (AVS) ab dieser Woche erstmals allen Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen die Möglich­keit, ihren Antibiotikaverbrauch mit Referenzdaten zu vergleichen. Die Daten können über eine interaktive Datenbank abgerufen werden. Neben der Verbrauchs-Über­wachung führt das RKI auch eine Antibiotika-Resistenz-Überwachung (Antibiotika-Resistenz-Surveillance, ARS) durch, mit der Kliniken und niedergelassene Ärzte die Resistenzentwicklung vor Ort verfolgen und ihre Verordnung anpassen können. Die für diese Angebote nötigen Daten lieferten rund 190 Einrichtungen im Gesundheitswesen. „AVS und ARS sind wichtige Voraussetzungen für Strategien zum umsichtigen Einsatz von Antibiotika in Kliniken“, betonte Wiehler.

Wissensdefizite in der Bevölkerung

Ein ernüchterndes Fazit zum Gesundheitswissen in der Bevölkerung zieht unterdessen der Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH) nach einer repräsentativen Umfrage: Zwei von drei Männern (65 Prozent), aber nur jede zweite Frau (51 Prozent), haben bei der Frage nach der Wirkung von Antibiotika entweder keine Idee oder geben eine falsche Antwort: Dass nämlich Antibiotika auch gegen virale Infektionen, gegen bakterielle und virale Infektionen oder gegen keine der beiden Infektionsformen geeignet seien.

Die richtige Zuordnung steigt mit dem Bildungsniveau: Während nur 32 Prozent der Personen mit Hauptschulabschluss und 34 Prozent mit Realschulabschluss die richtige Antwort gaben, waren es bei den Menschen mit Abitur oder Fachabitur 57 Prozent und bei den Akademikern 69 Prozent. „Wir sehen daran, wie wichtig es ist, die Bevölkerung über das Thema Antibiotika besser aufzuklären. Dabei sind durchaus auch die Ärzte gefordert“, sagt Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH.

Im Mittelpunkt des Europäischen Antibiotikatags sowie der vom 13. bis zum 19. Novem­­ber 2017 stattfindenden Welt-Antibiotika-Woche (World Antibiotic Awareness Week, WAAW) der Weltgesundheitsorganisation stehen dieses Jahr das Gesundheits­personal und seine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen.

hil

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