Ausland

Europäische Rheumaliga warnt vor Suchtgefahren durch Opioide

  • Freitag, 5. Juni 2020
/dpa
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Kilchberg – In Europa nehmen immer mehr Menschen Opioide gegen Schmerzen bei Rheuma ein. Darauf hat die europäische Rheumaliga „The European League Against Rheu­­matism“ (EULAR) hingewiesen. Demnach zeige eine aktuelle Auswertung aus Spa­nien, dass in Katalonien der Verbrauch an Opioiden bei Patienten mit Osteoarthritis zwi­schen 2007 bis 2016 von 15 auf 25 Pro­zent gestiegen ist. Die Erhebung basiert auf den Gesundheitsdaten von etwa sechs Millio­nen Patienten.

EULAR zufolge können Opioide laut Leitlinien unter anderem bei chronischen Osteoar­thritis-(Arthrose-)schmerzen für eine vier- bis zwölfwöchige Therapie zum Einsatz kom­men. „Für diese Indikation gibt es eine ausreichende wissenschaftliche Datengrundlage zur Wirksamkeit und Sicherheit“, sagte Ulf Müller-Ladner, ehemaliger Vorsitzender des EULAR Ausschusses Clinical Affairs und Ärztlicher Direktor der Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie der Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim.

Doch dann sollte Schluss mit der Einnahme sein. Denn die Schmerzhemmer hätten starke Nebenwirkungen. Ihre größte Gefahr liege jedoch in ihren zentralnervösen, manchmal stimmungsaufhellenden, manchmal „egalisierenden“ Wirkungen. „Dies macht ihr starkes Suchtpotenzial aus: Für die meisten Patienten ist der psychische Entzug deshalb am schwersten“, so Müller-Ladner.

Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch von Opioiden sei das Risiko einer körperlichen und seelischen Suchtentwicklung jedoch gering. „Deshalb möchten wir das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang sowohl auf der Seite der Verschreiber als auch der Einnehmenden schärfen“, erklärte John Isaacs von der Universität Newcastle und wissen­schaftlicher EULAR-Vorsitzender.

„Um chronische Schmerzen zu lindern, sollten Medikamente ohnehin nur Teil eines um­fassenden Therapieprogramms sein, in dem Ärzte, Psychologen und Physiotherapeuten zusammenarbeiten“, so Isaacs. Verordneten Ärzte ausnahmsweise doch Opioide, sollte der Behandlungsversuch rasch enden, wenn er sich als wirkungslos erweise oder die Wirkung nachlasse.

hil/sb

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