Politik

Evidenz zur Therapie chronischer Wunden nach wie vor sehr gering

  • Montag, 12. Mai 2025
/utlanov, stock.adobe.com
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Köln – In Deutschland leben rund 800.000 Menschen mit einer chronischen Wunde und den daraus resultierenden Einschränkungen – trotzdem sind aussagekräftige klinische Studien und darauf aufbauende evidenzbasierte Therapieempfehlungen Mangelware. Das geht aus einem neuen sogenannten Rapid Report des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hervor. 

Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat das Institut Empfehlungen zur Planung, Durchführung und Bewertung von Studien zur Behandlung chronischer Wunden erstellt. Außerdem geht es in der Ausarbeitung auch um die Bewertung bereits laufender oder abgeschlossener Studien.

Chronische Wunden heilen aufgrund einer Heilungsstörung nur sehr langsam oder gar nicht. Ursache dafür können Infektionen sein, Durchblutungsstörungen oder chronische Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus. Die Empfehlungen zur Wundtherapie in den Leitlinien sind laut dem Report zumeist als Expertenmeinungen formuliert. Daten aus hochwertigen Studien fehlten häufig. In den Studienplanungen würden zudem patientenberichtete Endpunkte und Nebenwirkungen oft nicht ausreichend berücksichtigt.

Das IQWiG beschreibt in seinem Rapid Report daher nicht nur Wundtypen und die patientenrelevanten Endpunkte, sondern bewertet auch die methodischen Instrumente wie Fragebögen, mit denen diese Endpunkte in klinischen Studien erhoben werden können.

„Unser Rapid Report gibt klare Empfehlungen, wie sich aussagekräftige Evidenz im Therapiegebiet Wundbehandlung generieren lässt. Hochwertige klinische Studien sind für die gute Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Wunden unverzichtbar – und machbar“, erläutert Philip Kranz, Bereichsleiter im IQWiG-Ressort Arzneimittelbewertung.

Die IQWiG erläutert dies unter anderem am Beispiel des Wundverschlusses: Für Patientinnen und Patienten habe der vollständige Wundverschluss den höchsten Stellenwert. Dies ist laut dem IQWiG das primäre Behandlungsziel und ein patientenrelevanter Endpunkt für jede klinische Studie zur Wundbehandlung. Schmerzen durch chronische Wunden und deren Folgen, beispielsweise Mobilitätseinschränkungen, Schlafstörungen, erschwerte Körperhygiene oder verminderte Nahrungsaufnahme, beeinträchtigten die Lebensqualität außerdem erheblich.

In Studien zur Behandlung chronischer Wunden würde aber der partielle Wundverschluss als Ersatzparameter für einen vollständigen Wundverschluss erhoben. Zwar könne auch dieser eine deutliche Verbesserung der Lebenssituation für die Patientinnen und Patienten bedeuten – aber nur, wenn diese Verbesserung spürbar und messbar sei.

„Allein die Verkleinerung einer Wundfläche begründet noch keinen Nutzen, wohl aber wenn sich zum Beispiel die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die Aktivitäten des täglichen Lebens dadurch verbessern“, hieß es aus dem IQWiG. Mit der Kopplung an mindestens ein unmittelbar patientenrelevantes Ereignis könne also auch der partielle Wundverschluss ein patientenrelevanter Endpunkt in klinischen Studien sein.

hil

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