Experimentelle Therapien: Frankreichs Arzneimittelbehörde warnt vor Nebenwirkungen

Paris – Frankreichs Behörde für Arzneimittelsicherheit (ANSM) warnt vor möglichen Nebenwirkungen des Malariamittels Hydroxychloroquin oder des HIV-Medikaments Kaletra bei COVID-19-Erkrankten.
Bei mit dem neuartigen Coronavirus infizierten Patienten, die mit Plaquenil oder anderen Medikamenten wie Kaletra behandelt wurden, seien rund 30 verschiedene unerwünschte schwere Nebenwirkungen aufgetreten, sagte ANSM-Direktor Dominique Martin gestern. Es habe auch drei Todesfälle gegeben.
Die Nebenwirkungen wurden aus Krankenhäusern gemeldet. Ob sie auf die genannten experimentellen Methoden zur Behandlung der Lungenkrankheit COVID-19 zurückzuführen sind, muss laut Martin noch untersucht werden. Erste Ergebnisse lägen hoffentlich bis Ende der Woche vor.
Martin sagte, angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus sei es „ganz normal“, dass auch experimentelle Behandlungsmethoden zur Anwendung kämen. Diese müssten aber von Experten überwacht werden. Dies gelte insbesondere für die Kombination aus Hydroxychloroquin und dem Antibiotikum Azithromycin.
Die Behörde warnte vor allem vor Herzstörungen, die durch den Einsatz des Malariamittels in Kombination mit anderen Medikamenten auftreten können. „Wir erinnern daran, dass bis heute kein Medikament formell als wirksam für die Behandlung oder Prävention von COVID-19 nachgewiesen wurde“, betonte die Behörde.
Die ANSM mahnte auch an, dass die Medikamente unter keinen Umständen als Selbstmedikation oder auf Verschreibung eines örtlichen Arztes eingenommen werden dürften. „In diesem Zusammenhang fordern wir die Verantwortung eines jeden, unnötige Krankenhausaufenthalte aufgrund des Missbrauchs dieser Medikamente zu vermeiden“, hieß es weiter.
In Frankreich ist die Behandlung mit Hydroxychloroquin und Kaletra von COVID-19-Erkrankten nur bei schweren Verläufen und nach Abstimmungen von mehreren Ärzten erlaubt.
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