Experte hält Oropoucheausbreitung in Europa für unwahrscheinlich

Greifswald – In Südamerika grassiert das Oropouchefieber. Dass es sich auch in Deutschland oder anderen europäischen Ländern ausbreiten könnte, halten Fachleute allerdings derzeit für vernachlässigbar.
„Es gibt keinen Hinweis darauf, dass einheimische Gnitzen oder Stechmücken das Oropouchevirus übertragen könnten“, sagte Mücken-Experte Helge Kampen, Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Greifswald. Kampen ist Laborleiter am FLI-Institut für Infektionsmedizin.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtete kürzlich über die ersten beiden registrierten Fälle von Oropouchefieber in Deutschland. Betroffen waren zwei Menschen aus Sachsen und Baden-Württemberg, die beide aus Kuba zurückgekehrt waren.
In Süd- und Mittelamerika gab es seit Ende 2022 laut RKI vermehrt Ausbrüche des Oropouchefiebers. Brasilien verzeichnete im laufenden Jahr bereits mehr als 7.000 laborbestätigte Fälle und mindestens zwei Todesfälle in Verbindung mit dem Virus. Schwangere sollten dem RKI zufolge unter Umständen auf Reisen in die aktuellen Ausbruchsgebiete verzichten.
Auch das RKI hält eine Weiterverbreitung des Oropouchevirus in Deutschland für sehr unwahrscheinlich. Der Erreger wird in Lateinamerika hauptsächlich von Culicoides paraensis übertragen, einer kleinen Mücke aus der Familie der Gnitzen, die es außerhalb von Südamerika nicht gibt. Das Virus ist nach Angaben des Biologen Kampen auf sogenannte Reservoirwirte angewiesen. Dies seien Tierarten, die in Europa nicht vorkommen, wie bestimmte Affenarten oder das Faultier.
Brasilien verzeichnet zudem seit Oktober 2023 den bisher größten landesweiten Denguefieberausbruch seiner Geschichte. Nahezu alle Bundesstaaten sind betroffen, 14 Bundesstaaten haben dem Auswärtigem Amt zufolge eine gesundheitliche Notlage erklärt.
In seinen Reise- und Sicherheitshinweisen zum Land rät das Auswärtige Amt Reisenden, Mückenschutzmittel aus Deutschland mit nach Brasilien zu nehmen. Wenn Reiserückkehrer Denguefieber mitbringen, könnte dieses Virus theoretisch von der Asiatischen Tigermücke in Deutschland weiterverbreitet werden.
Bisher sei aber bundesweit noch kein einziger Fall einer Übertragung des Denguefiebers oder eines anderen Krankheitserregers durch die Tigermücke bekanntgeworden, sagte Kampen. Die zuständigen Gesundheitsbehörden der Länder müssten dennoch dafür sorgen, die Populationsdichte der Insekten möglichst gering zu halten.
„Die Tigermücke ist eine sehr flugträge Mücke, die sich kaum von ihrem Standort wegbewegt“, sagte der Forscher. Aktuell gibt es Kampen zufolge besonders viele Populationen in Kleingartenanlagen, ihre Verbreitung sei meist kleinräumig beschränkt.
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