Vermischtes

Experten warnen: Arzneimittel nicht in die Toilette werfen

  • Donnerstag, 16. Februar 2017

Kiel – Schmerzmittel, Antidepressiva und Antibiotika: In nahezu allen Gewässern im Norden lassen sich Arzneimittelrückstände nachweisen. Viele Menschen spülen abge­laufene Pillen schlicht im Klo herunter. In Gewässerproben aus der Nähe von fünf Klär­anlagen in Schleswig-Holstein sind zum Beispiel jeweils Spuren von neun verschiedenen Arzneimitteln nachgewiesen worden.

„Medikamente ge­hören nicht in die Toilette und nicht in die Spüle, sondern sind Abfall“, warnte schleswig-holsteins Umweltmi­nis­ter Robert Habeck heute. Gemeinsam mit Ärzte-, Tierärzte- und Apothekenkammer startete der Grünen-Politiker eine Informa­tions­kam­pag­ne zur richtigen Entsorgung abgelaufener Pillen und Tropfen – im Recyc­linghof, in der Apotheke oder notfalls im Hausmüll.

„Schmeißt keine Tabletten ins Klo“, riet Habeck. Laut einer Studie des Instituts für sozial-ökologische Forschung hätten 47 Prozent der Befragten ihre flüssigen und 20 Prozent die festen Medikamentenreste in der Spüle oder der Toilette entsorgt.

Experten wiesen in den hiesigen Gewässern nicht nur Antidepressiva und -biotika, son­dern auch Röntgenkontrastmittel und Schmerzmittel nach – ganz vorn der Wirkstoff Diclofenac. Die gemessenen Konzentrationen seien jedoch allesamt „unterhalb thera­peutischer Dosen“, sagte Apothekerkammer-Geschäftsführer Frank Jaschowski. Um eine Wirkung zu erlangen, müsste ein Schwimmer schon mindestens 1.000 Liter Wasser trinken, so seine Einschätzung. Er geht davon aus, dass zehn bis 20 Prozent der Medi­ka­­mente „garantiert irgendwann auf dem Müll“ landen.

Der Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Franz Bartmann, rief dazu auf, über die Notwendigkeit einer Arznei stets nachzudenken. „Denn es gibt kein Medikament, dass nur die gewünschte Wirkung hat“, sagte er. Jedes Mittel habe bestimmte Neben­wirkun­gen. Die Wirkstoffe gelangen aber nicht nur durch unsachgemäße Entsorgung, sondern auch durch Ausscheidungen in die Gewässer. „Aus Gründen der Vorsorge ist es gebo­ten, Wirkstoffe aus Arzneimitteln vom Wasserkreislauf fernzuhalten“, sagte Bartmann.

Schädliche Wirkungen auf Tiere sind bereits nachgewiesen. So kann es bereits bei ge­rin­gen Konzentrationen zu Nierenschäden, Verweiblichungen oder Kiemenschäden bei Fischen und anderen im Wasser lebenden Tieren kommen.

dpa

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