Expertinnen für langfristige Förderung von Projekten gegen Einsamkeit

Berlin – Die Einsamkeitsstrategie der Bundesregierung ist ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Dies unterstrichen heute drei Expertinnen im Rahmen der Veranstaltungsreihe Zukunft Prävention. Sie kritisierten jedoch, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen würden.
Der Beschluss der Einsamkeitsstrategie sei richtig und wichtig gewesen, um für das Thema Einsamkeit zu sensibilisieren, sagte Susanne Bücker, Professorin an der Fakultät für Gesundheit, Department für Psychologie und Psychotherapie der Universität Witten/Herdecke. In Bezug auf die finanzielle Unterstützung von Projekten gegen die Einsamkeit müsse sich aber dringend etwas tun.
Katrina Pfundt vom AWO Bundesverband und Katrin Lang von der Gerontopsychiatrischen Koordinationsstelle Oberpfalz verwiesen dabei auf eine Vielzahl an Projekten, die Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, aber auch älteren Menschen aus der Einsamkeit helfen sollen. „Wenn sie gut laufen, müssen solche Projekte jedoch auch evaluiert und verstetigt werden“, betonte Bücker.
Es sei unbefriedigend, jahrelange Arbeit in die Umsetzung von Projekten zu stecken, wenn man sie nach Ablauf des Projektzeitraums doch nicht fortführen könne, ergänzte Pfundt. Angebote, die von den Betroffenen gut angenommen würden, müssten weiter finanziert und strukturell gefördert werden, um die Menschen auch langfristig zu erreichen. „Sonst zerfällt die mühsam aufgebaute Arbeit“, sagte sie.
Lang betonte, wie wichtig vor allem die Förderung niedrigschwelliger Angebote sei, um einsame Menschen zu erreichen. Pfundt erklärte, dass Einsame oftmals Vorbehalte hätten und Angebote nicht von selbst annehmen würden. „Wir setzen deshalb vor allem auf zugehende Arbeit“, sagte sie. Sozialarbeiter würden an alltäglichen Orten wie vor dem Supermarkt oder der Apotheke aktiv auf die Menschen zugehen und Gespräche anbieten.
„Solche Angebote müssen noch viel intensiver gefördert werden“, machte Bücker deutlich. Einsamkeit habe auch nachgewiesene Auswirkungen auf die Gesundheit und stehe in Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen und Demenz. Die Menschen davor zu schützen, sei eine wichtige Zukunftsaufgabe, insbesondere vor dem Hintergrund steigender Einsamkeitszahlen in Deutschland nach der Coronapandemie, sagte sie.
Die Einsamkeitsstrategie der Bundesregierung enthält Maßnahmen, um Betroffene zu unterstützen, der Vereinsamung einzelner Bevölkerungsgruppen gezielt vorzubeugen und das gesellschaftliche Miteinander zu stärken. Mit Kampagnen und öffentlichkeitwirksamen Aktionen soll die Gesellschaft für das Thema sensibilisiert werden. Die Forschung zu den gesundheitlichen Folgen von Einsamkeit soll gestärkt und lokale Projekte zur Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit unterstützt werden.
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