Ärzteschaft

Facharztvermittlung wird in Rheinland-Pfalz wenig genutzt

  • Montag, 30. Januar 2017

Mainz – Ein Jahr nach ihrem Start wird die Vermittlungsstelle für Facharzttermine in Rhein­land-Pfalz vergleichsweise wenig genutzt. Der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz zufolge kommen Patienten auf herkömmlichem Wege an Termine. Ge­sundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) lobt das Angebot, sieht aber noch Nachholbedarf bei der Öffentlichkeitsarbeit.

Zwischen dem 25. Januar vergangenen Jahres und Ende 2016 sind laut KV 11.075 An­rufe bei der Terminservicestelle (TSS) angenommen worden. Nur 5.300 Anrufer hätten ei­nen Anspruch auf die Vermittlung eines Termines gehabt. Letztlich seien bis zum 31. De­zember 4.665 Termine vermittelt worden.

Die Differenz ergebe sich daraus, dass das Prozedere in einigen Fällen von Patienten­seite abgebrochen worden oder der Termin doch nicht mehr benötigt worden sei. Im Schnitt habe es im vergangenen Jahr pro Monat etwas mehr als 400 Vermittlungen gege­ben. Die KV sprach von einer „geringen Inanspruchnahme“.

Die Vermittlungsstellen für Kassenpatienten mit einer ärztlichen Überweisung waren im Januar vergangenen Jahres bundesweit eingeführt worden. Vorgabe ist, dass binnen sie­ben Tagen ein Termin bei einem Facharzt zustande kommt, auf den der Patient dann maximal vier Wochen warten muss. Im Falle von Augenärzten und Gynäkologen ist keine Überweisung nötig. Bundesweit fiel die Bilanz der Kassenärztlichen Bundesver­einigung (KBV) ähnlich er­nüch­ternd aus. Demnach liegt die Zahl der Termine, die tat­sächlich Pa­tienten vermittelt worden seien, deutschlandweit bei unter 120.000 – bei 580 Millionen ambulanten Be­hand­lungsfällen pro Jahr.

Nichtsdestotrotz betonte Bätzing-Lichtenthäler, sie begrüße die Terminservicestellen. „Sie tragen dazu bei, eine Ungleichbehandlung von gesetzlich und privat Versicherten bei der Terminvergabe zu vermeiden und stärken die Rechte der Patientinnen und Patienten“, sagte die Ministerin. Sie betonte, zwar sei die Einschaltung der Terminser­vice­stelle in den meisten Fällen gar nicht erforderlich. Aber viele Patienten würden das Angebot auch gar nicht kennen. Sie wünsche sich mehr positive Öffentlichkeitsarbeit seitens der KV, um das Angebot besser bekannt zu machen. Positiv wären nach ihrer Meinung auch bun­des­weit einheitliche Regelungen zu Öffnungszeiten und Telefonnum­mern, um das Ange­bot verbraucherfreundlicher zu machen. „Ich würde mich freuen, wenn die KV da noch einmal nachbessert.“

Ein Sprecher der KV Rheinland-Pfalz erklärte, da Patienten auch durch ihre Hausärzte über die Möglichkeit einer Terminvermittlung durch die TSS informiert würden, gehe die KV nicht davon aus, dass die TSS bei anspruchsberechtigten Patienten nicht bekannt genug sei. Die „geringe Inanspruchnahme“ deute eher darauf hin, dass Patienten lieber einen Termin bei ihrem Wunscharzt an ihrem Wunschort zu ihrer Wunschzeit hätten – und auf diesen in Einzelfällen auch gerne etwas länger warten, „abhängig von der medizinischen Dringlichkeit“.

In einigen Regionen könne es zwar vorkommen, dass die Terminkalender von Wunsch­fachärzten voll seien und Patienten auf Fachärzte in einem weiteren Radius um den Wohn­ort ausweichen müssten, teilte der KV-Sprecher mit. Unter dem Strich gehe man aber davon aus, dass Patienten selbst oder mit Vermittlung des Hausarztes auch ohne die TSS Termine entsprechend ihrer medizinischen Dringlichkeit erhalten.

dpa

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