Ärzteschaft

Fachgesellschaft für mehr Screening auf Diabetes Typ 2

  • Donnerstag, 29. August 2024
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Berlin – Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) warnt vor den Folgen einer unerkannten Zuckerkrankheit und fordert mehr Mittel für ein umfassendes und frühzeitiges Screening. Die DGG schätzt die Zahl der Men­schen in Deutschland, die einen Typ-2-Diabetes haben, aber nichts davon wissen, auf rund zwei Millionen.

„Zu viele“, warnt die Vizepräsidentin der DDG, Julia Szendrödi. Denn je länger ein Diabetes unentdeckt voran­schreite, desto mehr steige die Gefahr für Folgeerkrankungen wie koronare Herzkrankheit, Schlaganfall oder Schäden an Gefäßen, die wiederum zu schweren Organerkrankungen führen könnten, so die ärztliche Direkto­rin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie am Universi­tätsklinikum Heidelberg.

Die DDG verweist bei ihrer Forderung auf Langzeitstudienergebnisse der United Kingdom Prospective Diabe­tes Study von 1998. Sie zeigte an 3.867 Menschen mit Typ-2-Diabetes ein reduziertes Risiko für Folgeerkran­kungen bei frühzeitiger Therapie.

Dabei wurden zwei Gruppen miteinander verglichen: Die Kontrollgruppe wurde zunächst ausschließlich durch eine Ernährungsumstellung behandelt, wobei höhere Nüchtern-Blutzuckerwerte bis zu 15 mmol/l (270 mg/dl) toleriert wurden.

Die Interventionsgruppe erhielt von Anfang an eine intensive Blutzuckerbehandlung mit Medikamenten wie Sulfonylharnstoffen oder Insulin, um den Blutzuckerspiegel schnell auf unter 6 mmol/l (108 mg/dl) zu senken.

Bereits nach einer Beobachtungszeit von zehn Jahren zeigte sich, dass diese intensiv behandelte Gruppe signifikante gesundheitliche Vorteile hatte: Das Risiko für diabetesbedingte Komplikationen war um zwölf Prozent gesunken, das Risiko für Herzinfarkte um 16 Prozent.

Eine jetzt erschienene Nachbeobachtungsstudie der UKPDS bestätige, dass die Vorteile einer frühzeitigen Blutzuckerkontrolle auch 24 Jahre später noch nachweisbar seien (Lancet 2024, DOI: 10.1016/S0140-6736(24)00537-3).

In der Gruppe, die sofort intensiv behandelt wurde, war das Risiko für sämtliche Todesursachen um zehn Prozent verringert. Besonders bemerkenswert ist laut DDG die Senkung des Herzinfarktrisikos um 17 Prozent und des Risikos für Erkrankungen der kleinen Blutgefäße um 24 Prozent.

„Die Ergebnisse untermauern die Forderung nach verstärkten Screeningmaßnahmen, um einen Typ-2-Diabe­tes frühzeitig zu erkennen und zu behandeln“, hieß es aus der Fachgesellschaft. Dafür müssten im Zuge der geplanten Krankenhausreform die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen bereitgestellt werden, um auch in Zukunft eine hochwertige Diabetesversorgung sicherzustellen.

hil

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