Fachgesellschaft rät zu Bluttransfusionen schon am Unfallort

Berlin – Bei einem Unfall kann eine möglichst frühzeitige Versorgung mit Blutprodukten lebensrettend sein. Im Rahmen eines neuen Projekts werden Rettungshubschrauber daher jetzt entsprechend ausgestattet, damit Unfallopfer die Blutprodukte direkt am Unfallort oder auf dem Weg in die Klinik erhalten können. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) hin.
„Bei einem starken Blutverlust gehen auch Erythrozyten, die lebenswichtige Sauerstoffträger sind, sowie Thrombozyten, die für die Blutgerinnung zuständig sind, verloren“, sagte Harald Klüter, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin und Immunologie (ITI) in Mannheim. Bislang erhielten Patienten am Unfallort Plasmaersatzlösungen. Diese könnten jedoch nur das Blutvolumen kurzfristig ausgleichen.
„Je höher der Blutverlust und damit die Menge dieser verabreichten Plasmaersatzlösungen ist, desto größer sind die Auswirkungen auf die Abnahme der Anzahl der Erythrozyten und somit der Sauerstofftransportkapazität wie auch der Gerinnungsfaktoren“, betonte Klüter, der auch Leiter des Geschäftsbereichs „Forschung & Entwicklung“ im Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Baden-Württemberg – Hessen ist.
Dies wirke sich auf die Mortalität und die Krankheitsschwere aus. „Je früher eine Therapie mit Blutprodukten erfolgen kann, desto geringer sind die Auswirkungen der Ersatztherapie mit Plasmaersatzlösungen auf die Blutgerinnung im klinischen Verlauf“, so der Experte.
Die DRF Luftrettung hat zusammen mit dem Universitätsklinikum Greifswald und dem Institut Mannheim des DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen ein Konzept zur Verwendung von Blutpräparaten aus dem Rettungshubschrauber entwickelt.
„Hiervon profitieren Schwerstverletzte, beispielsweise eingeklemmte Unfallopfer, die nicht schnell in die Klinik transportiert werden können“, erläuterte Marcus Rudolph, leitender Hubschrauberarzt und Transfusionsverantwortlicher der DRF Luftrettung.
Während der Einsatzzeit des Rettungshubschraubers werden die Blutprodukte in einer speziell zertifizierten Kühlbox gelagert. Zum Einsatz kommen Erythrozytenkonzentrate der Blutgruppe 0 und Plasma der Blutgruppe AB. In Deutschland werden aktuell 82 Rettungshubschrauber von verschiedenen Betreibern eingesetzt. Laut der DGTI haben derzeit neun von ihnen Blutprodukte an Bord.
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