Fachgesellschaft und Betroffene fordern mehr Forschung bei Parkinson

Berlin – In Deutschland leben mittlerweile rund 400.000 Menschen mit einer Parkinsonerkrankung. „Besorgniserregend ist die in den letzten Dekaden rasant gestiegene Prävalenz: Im Jahr 2016 gab es laut einer systematischen Analyse der weltweiten Krankheitslast 6,1 Millionen Betroffene, während es 1990 nur 2,5 Millionen waren“, erklärte die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) anlässlich des heutigen Welt-Parkinson-Tages.
Dieser Anstieg sei nicht allein durch den demografischen Wandel zu erklären, so die Fachgesellschaften. Die Autoren der Analyse betonten vielmehr, sie berechneten einen altersunabhängigen Anstieg der Erkrankung von 21,7 Prozent in den letzten 25 Jahren. Neben dem Alter vermuteten Ärzte und Wissenschaftler daher auch immunologische, metabolische oder umweltbedingte Ursachen als Krankheitsauslöser.
Die Fachgesellschaften fordern mehr Forschung, auch zur Therapie der Erkrankung: „Alle bisherigen Therapien können lediglich die Symptome von Parkinson verlangsamen, nicht jedoch die Ursache der Krankheit bekämpfen. Angesichts der steigenden Parkinsonprävalenz suchen wir dringend nach Medikamenten, die den Krankheitsfortschritt verzögern oder gar stoppen können“, sagte der erste Vorsitzende der DPG, Günter Höglinger.
„An den Fortschritten krankheitsmodifizierender und sogar ursächlicher Therapien der Parkinson-Erkrankung zeigt sich erneut, welche Relevanz die Grundlagenforschung in der Neurologie hat. Sie ist notwendig für die Entwicklung einer personalisierten Präzisionsmedizin, die zielgerichtet in die Erkrankungskaskade eingreifen kann“, betonte die DGN-Präsidentin Christine Klein.
Gezielte Versorgungsstudien fordert die Deutsche Parkinson-Vereinigung (dPV) anlässlich des Welt-Parkinson-Tages. Dabei sollte es laut dem Selbsthilfeverband um die Folgen eines nicht medizinisch indizierten Medikamentenaustauschs bei Parkinson gehen. Um die Erkrankung zu behandeln, müssten zahlreiche, fast ausnahmslos generische Medikamente über Wochen aufeinander abgestimmt werden, wobei die medikamentöse Einstellung zumeist stationär erfolge.
Eine Änderung dieser stets individuellen Kombinationsmedikation sei nur dann angezeigt, wenn es der fortschreitende Krankheitsverlauf erfordere. „Tatsächlich kommt es infolge der Aut-idem-Regelung aber immer wieder zu unnötigen Störungen der Behandlung – was gravierende Folgen für die schwer kranken Patienten nach sich ziehen kann“, kritisiert die dPV.
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