Jeder fünfte Parkinsonpatient ohne medikamentöse Behandlung

Berlin – In Deutschland sind viele Patienten mit Parkinson unterversorgt. Das kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG). „Viele Parkinson-Erkrankte in Seniorenheimen sehen zu selten oder nie einen Neurologen“, bemängelte Dirk Woitalla aus dem Vorstand der Fachgesellschaft.
22 Prozent aller Patienten erhielten dadurch beispielsweise keine Medikamente, obwohl ihre Krankheit diagnostiziert sei, so der Chefarzt der Klinik für Neurologie am St. Josef Krankenhaus in Essen. Er forderte eng verzahnte, regionale Versorgungsstrukturen zwischen Haus- und Fachärzten, stationären Pflegeheimen und Spezialkliniken, um solche Versorgungslücken zu schließen.
Laut der DPG leben in Deutschland im Augenblick bis zu 400.000 Patienten mit einer Parkinson-Erkrankung, Tendenz steigend. Für die immer wieder notwendige Therapieanpassung der Patienten sind der DPG zufolge neben der Grundversorgung auch Konsultationen beim Spezialisten unabdingbar.
„Die Erstdiagnostik ist in vielen Fällen ambulant möglich. Doch gibt es Symptome wie Psychosen, Depressionen oder schwere Schlaf- und Impulskontrollstörungen, bei denen eine interdisziplinäre Behandlung in einer mit dem Krankheitsbild erfahrenen Klinik erfolgen muss“, sagte Rüdiger Hilker-Roggendorf, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Klinikum Vest in Recklinghausen.
Das gelte auch beim Einsatz moderner Diagnose- oder Therapieverfahren: Werden beispielsweise Pumpen implantiert, die automatisch die Wirkstoffe unter die Haut oder in den Zwölffingerdarm abgäben, sei ein stationärer Aufenthalt zwingend. Auch die Tiefe Hirnstimulation (THS) erfordere die Expertise einer spezialisierten Klinik, so Hilker-Roggendorf.
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