Fachgesellschaft warnt vor Bagatellisierung von Cannabisrisiken

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) warnt die Politik davor, Cannabis-Rauschmittel leichtfertig zu legalisieren. Hintergrund ist, dass die neue Regierung im Koalitionsvertrag eine kontrollierte Abgabe von Cannabis („Cannabis-Legalisierung“) geplant hat.
In einem neuen Positionspapier zeigt die Fachgesellschaft auf, worauf bei einer kontrollierten Abgabe von Cannabis aus psychiatrischer Sicht zu achten sei.
„Von Substanzabhängigkeit, kognitiven Beeinträchtigungen und affektiven Störungen über Psychosen bis hin zu erhöhter Suizidalität – intensiver Cannabiskonsum birgt erwiesenermaßen schwerwiegende Gesundheitsrisiken“, heißt es aus der DGPPN.
Ein Blick in europäische Nachbarländer oder die USA zeige, dass eine Cannabislegalisierung die Zahl der regelmäßigen Konsumenten und die Zahl der Menschen erhöhen könne, die cannabisbezogene Störungen und Folgeerkrankungen entwickelten.
Die größten gesundheitlichen Risiken bestünden bei einem intensiven und langjährigen Konsum sowie einem Konsumbeginn im Jugendalter. „Etwa zehn Prozent aller Cannabiskonsumenten entwickeln über die Lebenszeit eine Abhängigkeit“, warnt die Fachgesellschaft.
Aus Sicht der DGPPN muss eine kontrollierte Abgabe daher eng medizinisch-wissenschaftlich begleitet werden. Besonders wichtig seien Prävention, Jugendschutz, sinnvolle Altersgrenzen, Behandlungsangebote und Begleitforschung.
Außerdem müsse die Politik sicherstellen, dass die Einnahmen aus dem Cannabisverkauf vollständig zur Förderung von Prävention und Jugendschutz sowie zur Suchtversorgung und -forschung verwendet würden.
„Prävention sowie Früherkennung und -intervention müssen von Anfang an mitgedacht werden, wenn der Staat seiner Schutzpflicht nachkommen und nicht dazu beitragen will, dass mehr Menschen psychisch erkranken. Gerade bei Jugendlichen unter 21 Jahren hat Cannabiskonsum einen Einfluss auf die Hirnreifung und kann das Psychoserisiko erhöhen“, warnte DGPPN-Präsident Thomas Pollmächer.
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