Fachgesellschaft warnt vor Hirnschäden durch Alkoholkonsum bei Jugendlichen

Stuttgart – Jugendliche und junge Erwachsene, die sich regelmäßig in den Vollrausch trinken, zeigen Entwicklungsrückstände in verschiedenen Hirnregionen. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN).
„Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen reift das Gehirn noch, vor allem in den Regionen, die die sozialen Kompetenzen steuern“, erklärte Otto Witte, erster Sekretär der DGKN. Wer in dieser wichtigen Entwicklungsphase regelmäßig viel Alkohol trinke, könne sein Gehirn nachhaltig schädigen, warnte er.
Die Fachgesellschaft verweist auf eine Übersichtsarbeit, die kürzlich in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology erschienen ist (2017; doi: 10.3389/fpsyg.2017.01111). In Tests, die Aufmerksamkeit oder Impulskontrolle erfordern, schneiden Jugendliche, die vermehrt Alkohol trinken, danach schlechter ab als ihre Altersgenossen, die wenig bis gar keinen Alkohol zu sich nehmen.
Trinkende Jugendliche reagierten öfter impulsiv und zeigten eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne als Altersgenossen, die nur wenig Alkohol tranken. Sie schnitten außerdem schlechter ab, wenn es darum ging, neue Vokabeln zu lernen. Mädchen und junge Frauen, die regelmäßig tranken, taten sich schwerer beim räumlichen Denken. In einigen Studien zeigten die Forscher den Teilnehmern Bilder von Alkohol. Bei den Trinkern entdeckten sie eine starke Reaktion im Belohnungssystem des Gehirns, wie man sie auch bei Alkoholabhängigen findet.
Die DGKN verweist auf Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Danach ist vermehrter Alkoholkonsum bei jungen Menschen in Deutschland weit verbreitet: Laut der BZgA geben 13,5 Prozent der 12- bis 17-Jährigen an, sich im letzten Monat mindestens einmal in den Rausch getrunken zu haben. Bei den 18- bis 25-Jährigen waren es 40 Prozent der Männer und jede fünfte Frau.
„Regelmäßige Alkoholexzesse sind für Menschen in jedem Alter gefährlich“, betont Witte, der die Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Jena leitet. „Mit Blick auf ihre Zukunft sollten vor allem junge Erwachsene alkoholische Getränke nur in geringen Dosen konsumieren“, so seine Empfehlung.
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